Geld verdienen mit Assistenten

Die Technologie-Riesen Apple, Amazon und Google liefern sich ein Wettrennen im neuen Markt für virtuelle Assistenten. Lukrativ daran könnte vor allem das Sammeln zusätzlicher Daten sein.

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Von
  • Tom Simonite
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Die virtuellen Helfer Siri, Alexa und der vom Namen her etwas weniger originelle Google Assistant können uns laut ihren Anbietern Apple, Amazon und Google das Leben erleichtern, indem sie auf mündliche Anweisungen reagieren. Auf diese Weise kann man zum Beispiel Taxis rufen, Pizza bestellen oder nach der Wettervorhersage schauen.

Doch wie die anderen kostenlosen Angebote der drei Tech-Giganten müssen sich auch die neuen persönlichen Assistenten irgendwie ihren Unterhalt verdienen. Keines der Unternehmen sagt genau, wie viel Gewinn die automatischen Persönlichkeiten abwerfen könnten. Trotzdem lassen sie eindeutig Potenzial für neue Umsatzströme erkennen. Und vielleicht am wichtigsten: Sie könnten den Unternehmen noch weitaus mehr Daten über unsere Vorlieben und unser tägliches Leben liefern.

Der virtuelle Assistent von Google zum Beispiel wacht über Konversationen in der angekündigten Messaging-App Allo und bietet Hilfe zum Beispiel beim Finden von Restaurants an.

Begonnen hat das Rennen mit den Assistenten der Tech-Riesen im Grunde schon im Jahr 2011. Damals brachte Apple Siri heraus, eine App, die das Unternehmen im Vorjahr als Start-up übernommen hatte. Inzwischen gilt sie allerdings als weniger nützlich und revolutionär, als Apple angekündigt hatte. Zuletzt sind Spracherkennung und -verarbeitung jedoch besser geworden, und die Anbieter ambitionierter.

Mit dem Amazon-Assistenten Alexa ist der Drahtlos-Lautsprecher Echo für 200 Dollar, gestartet Ende 2014, zu einem Überraschungserfolg geworden; in den USA wurden nach Schätzungen drei Millionen Stück davon verkauft. Unter anderem kann man über Alexa die Musikwiedergabe steuern, zuvor über Amazon gekaufte Produkte erneut bestellen und Dienste von Drittanbietern nutzen, um zum Beispiel per Sprachbefehl ein Uber-Taxi zu rufen.

Vize-Präsident von Googles Produktmanagement Mario Queiroz präsentiert auf der Google I/O in Kalifornien das Google Home genannte Device, das mit einem sprachgesteuerten Assistenten ausgestattet ist.

Google will später in diesem Jahr unter dem Namen Google Home ein ähnliches Gerät auf den Markt bringen, in dem sein eigener Assistent steckt; der Preis ist noch unbekannt. Und auch Apple plant angeblich einen Heimassistenten und bereitet die Steuerung von externen Diensten über Siri vor.

Ein nützlicher und beliebter virtueller Assistent könnte dem Gewinn seines Anbieters zum einen durch die direkten Verkäufe von Telefonen oder Heimlautsprechern zugute kommen. Im Fall von Amazon ist es zudem ein entscheidender Teil der Strategie, Kunden das Einkaufen immer leichter zu machen. Und wenn ein Assistent wie Siri Anfragen an externe Dienstleister wie Lebensmittel-Lieferdienste weitergibt, könnte Apple sich einen Anteil am Umsatz sichern.

Doch wie bei so vielen Produkten von großen Technologieunternehmen könnten auch bei den virtuellen Assistenten die gesammelten Daten noch lukrativer sein. Googles Geschäft mit Suchanzeigen bringt Milliarden ein, indem es die Interessen von Vermarktern und Verbraucher miteinander in Einklang bringt. Nutzer klicken eher auf Anzeigen für Produkte oder Dienstleistungen, wenn sie in engem Zusammenhang mit dem stehen, wonach sie suchen – ob Flugtickets oder Puppenhäuser. Als John Giannandrea, der Leiter des Suchgeschäfts bei Google, vor kurzem nach den Verdienstmöglichkeiten mit dem Assistenten seines Unternehmens gefragt wurde, wollte er sich nicht äußern.

Ein mündlicher Austausch mit dem Google-Assistenten zum Beispiel über Ferienziele könnte mehr über Ihre Präferenzen verraten als mehrere konventionelle Suchen, sagt Shridar Narayanan, Associate Professor für Marketing an der Stanford University. Dies gelte insbesondere, wenn Google andere Informationen über Verbraucher, auf die es zugreifen kann, mit dazunimmt. In Zukunft könnte Google bezahlte Botschaften in die Liste der Produkte und Dienstleistungen aufnehmen, die auf dem Telefon eines Nutzers angezeigt wird, nachdem er den Assistenten um Hilfe bei der Suche nach etwas gebeten hat.

Ähnlich könnte Alexa für Amazon den Informationsfluss über die Nutzer verbessern, weil sie darüber nicht mehr nur beim Einkaufen in Kontakt mit dem Unternehmen stehen. Dies könnte die personalisierten Empfehlungen verbessern, die einen wichtigen Teil seines Geschäfts ausmachen.

"Derzeit sind es ergänzende Produkte, die eine bereits bestehende Beziehung des Verbrauchers erweitern", sagt Steven Tadelis, Professor an der University of California in Berkeley. Allein das sowie das Schritthalten mit der Konkurrenz sei Rechtfertigung genug, um die Technologie herauszubringen und zu schauen, was passiert. "Ich wäre nicht überrascht, wenn sich in zwei oder drei Jahren Möglichkeiten finden, das zu monetarisieren, auf die wir heute im Traum nicht kommen würden", sagt er.

Solche Chancen werden allerdings nur entstehen, wenn die virtuellen Assistenten eine loyale Nutzerbasis gewinnen können. Noch ist offen, ob viele Menschen Google Assistant oder Alexa nützlich genug finden, um sie für eine breite Palette an Aufgaben zu nutzen. Von Apple heißt es allgemein, man habe den Nutzen von Siri übertrieben. Die meisten Kunden arbeiten bislang gar nicht damit oder nur bei sehr wenigen Funktionen. (sma)