PayPal versucht's mal wieder

Online ist es eine Macht, aber in Ladengeschäften hat PayPal bisher wenig auf die Reihe gekriegt. Gemeinsam mit Visa nimmt es jetzt einen neuen Anlauf. Brauchen Kunden wirklich noch ein weiteres Mobile-Payment-System?

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Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. Einerseits möchte ich großen US-Konzernen nicht mehr Daten liefern als nötig. Andererseits finde ich es enorm bequem, mit PayPal zu bezahlen. Vor allem, weil ich nicht bei jedem neuen Online-Händler erneut Name, Anschrift und das ganze Pipapo angeben muss, sondern Liefer- und Rechnungsadressen bequem aus meinen dort hinterlegten Daten übernehmen kann.

Erstaunlich nur, dass PayPal in der realen Welt bisher so wenig auf die Reihe bekommen hat. Es gibt zwar seit Jahren die Möglichkeit, an Ladenkassen zu bezahlen, indem man – wie beim gescheiterten Yapital – einen QR-Code abfotografiert. Aber wirklich erfolgreich war das nie. Nun versucht es PayPal erneut, gewissermaßen huckepack mit einem großen Partner. Dank einer Partnerschaft mit Visa kann die PayPal-App nun auch per NFC mit Kreditkartenterminals kommunizieren – zunächst allerdings nur in den USA.

Das Pikante dabei: Bei PayPal kann man den Betrag nicht nur über Kreditkarte einziehen lassen, sondern wahlweise auch vom Girokonto. Visa holt sich damit also einen Konkurrenten ins Boot, der bisher großen Geldmengen an den großen Kreditkartengesellschaften vorbei geschleust hat. Das "innovative" Mobile Payment von Apple und Google ist hingegen fest mit Kreditkarten verdongelt. Damit ist es nichts anderes als eine besonders umständliche Art, per Kreditkarte zu zahlen, denn praktisch alle Plastikkärtchen haben längst ihren eigenen NFC-Chip. Bei Beträgen bis 25 Euro braucht man nicht einmal eine PIN. Bei vielen Lesegeräten reicht es schon, das Portemonnaie ans Lesegerät zu halten. Schneller und bequemer geht’s nicht einmal mit Bargeld.

Die NFC-App von PayPal wäre hingegen eine besonders umständliche Art, per Girokonto zu zahlen. Denn nach und nach statten die deutschen Banken nun auch ihre Girokarten (vulgo EC-Karten) mit NFC-Chips aus. Das wurde auch Zeit. Ich bekomme an der Supermarktkasse regelmäßig die Krise, wenn Leute in der Schlange vor mir für ein paar Euro fuffzig ihre Karten hervornesteln und dann die obligatorische Datenübertragungs-Gedenkminute einlegen.

Natürlich gehen von NFC-Zahlungen ohne zusätzliche PIN auch neue Sicherheitslücken aus. Eine wird in der aktuellen c’t vorgestellt: Ein NFC-fähiges Smartphone wird an die Nähe einer Karte gehalten, während sie beispielsweise in der Gesäßtasche ihres ahnungslosen Besitzers steckt. Das Smartphone überträgt die Daten per WLAN an ein zweites Gerät, das dann an der Kasse per NFC mit den Daten der gehackten Karte bezahlt. Ob Ganoven der Aufwand für einen Betrag von maximal 25 Euro wert ist, sei dahingestellt. Aber Sicherheit und Bequemlichkeit waren eben immer schon Gegenspieler. (grh)