Multifunktionsirrsinn

Kopierer scheinen ein blinder Fleck der Elektroschrott-Debatte zu sein.

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Wir haben seit kurzem einen neuen Kopierer-Scanner-Drucker. Wenn ich das Größenwachstum gegenüber dem Vorgänger extrapoliere, haben die Geräte in zwei bis drei Generationen das Format einer Einbauküche erreicht. Außerdem stinkt er nach Weichmachern oder was sonst so aus dem Plastik ausdünstet. Wahrscheinlich besagt irgendein Passus im Leasingvertrag, dass er augenblicklich durch einen neuen ersetzt werden muss, wenn er ausgestunken hat.

Dabei war der Vorgänger noch ziemlich neu und völlig in Ordnung. Was wohl aus ihm geworden ist? Wurde er nach Afrika verschifft, wie so viele Astras und W124er? Doch was sollten die Afrikaner mit den ganzen Dingern anfangen? Auch in Europa dürfte der Markt an Gebrauchtkopierern gesättigt sein – schon deshalb, weil die meisten Firmen über ihre Leasingverträge ohnehin alle paar Jahre neue Multifunktionstrümmer hingestellt bekommen.

Wie der regelmäßige Austausch fast neuer Produkte betriebswirtschaftlich sinnvoll sein kann, ist mir schleierhaft. Soll mir doch bitte keiner erzählen, irgendwann seien Wartung und Reparatur alter Kopierer teurer als eine Neuanschaffung. Wenn das tatsächlich so ist, dann sind die Geräte einfach lausig gebaut.

Wahrscheinlich ist dieses Leasing-Modell schlicht der einzige Weg, wie Hersteller noch neue Geräte in den Markt drücken können. Den Haben-Wollen-Reflex eines iPhones haben die Dinger nun mal nicht. Vielleicht würde sich das ändern, wenn Apple in den Markt einstiege. Aber dann würden sie wahrscheinlich nur mit proprietärem Papier funktionieren, das über den Apple-Store bezogen werden muss.

Die ganzen Kopierer scheinen mir ein blinder Fleck in der Elektroschrott-Debatte zu sein. Schon durch ihre schiere Größe dürften sie viel mehr Ressourcen verbrauchen als Handys. Wäre das nicht ein Betätigungsfeld für Firmen wie Fairphone? Ich werde dort mal nachfragen. (grh)