Ein Hologramm für den Musiker

Ronnie James Dio hat es beim diesjährigen Festival "Wacken Open Air" vorgemacht. Der verstorbene Sänger trat als Hologramm auf. Das hat für Fans wie auch Konzertveranstalter einige Vorteile.

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Von
  • Jennifer Lepies

Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass die Besucher des Metal-Festivals "Wacken Open Air" in diesem Jahr eine Erscheinung hatten. Der 2010 verstorbene Musiker Ronnie James Dio (zeitweise u.a. Frontmann der Band Black Sabbath) stand mit den Dio Disciples auf der Bühne und sang das Lied "We Rock" (von 1984). Möglich gemacht hatte das das Start-up Eyellusion. Mittels Hologramm-Technologie hauchte die US-Firma dem Heavy Metal-Sänger Leben ein und ließ ihn als digitales Abbild auftreten. Die Fans waren aus dem Häuschen.

Wie unter anderem t3n berichtet, ist Eyellusion nicht das einzige Start-up, das an der technologischen Auferstehung von Musikern arbeitet. Hologram USA haben ein Hologramm der Rock‘n‘Roll-Legende Buddy Holly entwickelt, bekanntermaßen ist der Musiker 1959 22-jährig bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Doch das hindert die Firma nicht, den digitalen Buddy Holly in diesem Jahr in den USA auf Tour zu schicken.

Mit einer solchen Wiederbelebung eröffnen sich im Bereich der Konzert-Erlebnisse – neben beispielsweise VR-Konzerten – neue Möglichkeiten, die nicht nur die Fans freuen werden. Auch für Veranstalter haben die Hologramm-Stars positive Nebeneffekte bei der Durchführung: Keine Sonderwünsche Backstage, keine Ausfälle etwa durch Alkohol- oder Drogen-Einfluss, eine buchstäbliche Omnipräsenz, die Konzerte an verschiedenen Orten gleichzeitig ermöglichen. Einzig die Technik muss stimmen und dem Auftritt aus dem Jenseits steht nichts im Weg. Wer sie damals verpasst hat, könnte sie also alle wieder erleben: Jim Morrison, Janis Joplin, Kurt Cobain, Johnny Cash oder auch Michael Jackson.

Ob das Leichenfledderei ist? Sicherlich ist die Idee der Holo-Konzerte nicht ohne monetarisierbare Hintergedanken entstanden. Doch letztlich wird mit jeder neuen Best-of-CD oder "plötzlich auftauchendem" bisher unveröffentlichtem Material von Morrison, Cobain und Co. nichts anderes betrieben. Ein Aufschrei bleibt da meist aus. Die Holo-Konzerte sind da lediglich eine neue Facette der Darreichung des Mediums – wohl eine, die dem Fan ein noch "lebendigeres" Erlebnis vermittelt als jede Best-of-Veröffentlichung.

Dass man mit Stars, die gar nicht richtig im Hier und Jetzt verankert sind, die Massen begeistern kann, zeigt nicht zuletzt die japanische Sängerin Hatsune Miku. Das virtuelle Popsternchen füllt in Asien regelmäßig die Hallen und erzielt mit ihren Songs Klickzahlen auf Youtube und Facebook in Millionenhöhe. (jle)