EOS 5D Mark IV: Canons neue Spiegelreflexkamera

Auf zur vierten Runde. Canons neue 5er kommt mit einem Dual-Pixel-CMOS-Sensor und bietet 30,4 Megapixel. Viele Verbesserungen finden im Detail statt. WLAN und GPS sind nun integriert.

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Canon EOS 5D IV

(Bild: Canon)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Nonhoff-Arps
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Große Würfe gibt es heute bei kaum einer neuen Spiegelreflexkamera. Canons 5er-Serie war von Anfang an als solides Arbeitspferd sowohl für Profis als auch für ambitionierte Hobbyfotografen konzipiert. Und dieses ändert sich auch mit der EOS 5D Mark IV nicht. Auch bei ihr geht es nicht um Superlative, sondern um eine konsequente Weiterentwicklung. Die Entwickler haben nun vieles eingebaut, was sich Fotografen schon lange gewünscht haben und man auch in anderen aktuellen Modellen am Markt bereits selbstverständlich findet – wie WLAN, GPS und 4K-Video.

Das Highlight dieser fünften Generation ist der neue Dual-Pixel-CMOS-Sensor mit einer Auflösung von 30,4 Megapixeln. Damit setzt sich Canon ins Auflösungsmittelfeld. Zwischen der EOS 5Ds mit 50 Megapixeln, Sony Alpha 7R II (40 Megapixel), Nikons 810D (36 Megapixel) und Nikons D750 mit 25 Megapixeln, Sony Alpha 7 II sowie der Canon EOS 6D (20,2 Megapixel). Die Vorgängerin EOS 5D Mark III – sie ist immerhin schon seit über vier Jahren am Markt – bot mit 22,3 Megapixeln ebenfalls eine eher moderate Auflösung.

Canon 5D Mark IV (12 Bilder)

(Bild: Canon)

Canon selber betont den hohen Dynamikumfang des neuen Sensors. Unterstützt wird dieser von verbesserten Algorithmen zur Rauschreduzierung, die sich vor allem in dunklen Bildpassagen positiv auswirken soll. Die Empfindlichkeit der Kamera reicht von ISO 100 bis ISO 32.000 und lässt sich auf Werte bis ISO 102.400 erweitern.

Eine weitere Besonderheit in Zusammenhang mit dem Sensor ist das neue Raw-Format Dual-Pixel-Raw. Hierbei liest die Kamera vermutlich die Informationen der Dualpixel nicht zusammen aus, sondern getrennt. Mit den zusätzlichen Informationen soll es möglich sein, in der Nachbearbeitung am PC Schärfekorrekturen vorzunehmen oder den Schärfepunkt zu verlagern. Obendrein soll sich darüber auch das Bokeh – also der Unschärfebereich einer Aufnahme – in horizontaler Richtung beeinflussen sowie eventuelle Linsenreflexionen korrigieren lassen. Wie das genau funktioniert, hat Canon noch nicht erläutert, nur, dass dies auch bei der EOS-1DX Mark II per Softwareupdate zukünftig möglich sein soll.

Das AF-System arbeitet wie bei der Vorgängerin mit 61 AF-Feldern, darunter sind 41 Kreuzsensoren. Erhöht hat sich die Empfindlichkeit des AF. Er soll jetzt bis -3 LW (etwa Mondlicht) zuverlässig arbeiten. Im Live-View-Betrieb – wenn der Bildsensor das Scharfstellen übernimmt – soll die Empfindlichkeit sogar sogar bis -4EV reichen. Autofokus arbeitet bis Anfangsblende f/8.0 (etwa beim Einsatz von 2x-Extendern an eine Objektiv mit Anfangsblende f/4.0) und soll dabei alle 61 Sensoren nutzen können; lediglich die Anzahl der aktiven Kreuzsensoren reduziert sich dann auf 21.

Der Belichtungssensor bietet 150.000 Pixel für RGB und IR. Alleine seine Daten werden von einem Digic-6-Prozessor ausgewertet. Die interne Bildverarbeitung übernimmt ein Digic-6+-Prozessor. Dieser ermöglicht Reihenaufnahmen mit bis zu sieben Bildern pro Sekunde bei voller Auflösung und Autofokusnachführung. Das ist ein Bild mehr als bei der Vorgängerin. Nach 21 Raw-Bildern in Folge benötigt die Kamera eine Verschnaufpause, JPEGs hingegen schiebt sie in beliebiger Anzahl auf die Speicherkarten. Im Live-View-Modus sollen es noch 4,3 Bilder pro Sekunde mit Autofokusnachführung sein.

Neu: Das 3,2-Zoll-Hauptdisplay mit einer Bilddiagonalen von 8,1 Zentimetern auf der Rückseite ist nun touchfähig und ermöglicht es, das komplette Menü per Fingergesten zu bedienen. Hinzu kommt ein neuer Schalter zur Schnellauswahl des AF-Felds beziehungsweise -Bereichs. Die Displayauflösung beträgt 1,62 Megapixel (ca. 900 ×600 Bildpunkte).

Die EOS 5D Mark IV zeichnet Videos nun in DCI 4K (17:9) mit einer Auflösung 4096 × 2160 und 30, 25 oder 24 Vollbildern pro Sekunde im Motion JPEG-Format (YCbCr 4:2:2, 8 Bit) auf. Aus den 4K-Videos lassen sich kameraintern einzelne Bilder mit 8,8 Megapixeln extrahieren.

Bei Full-HD lassen sich Videos für Zeitlupensequenzen mit 120 Bildern aufnehmen. Der Autofokus nutzt die Dual-Pixel-Technik für schnelle Phasen-AF-Messungen. Zudem sind mit der neunen Kamera nun auch Zeitraffer- und HDR-Videos möglich.

Die drahtlose Datenübertragung hat es nun endlich auch in die 5er-Familie geschafft. Das WLAN ermöglicht eine sichere Datenübertragung per FTPS/FTP sowie eine Fernbedienung der Kamera per App vom einem Smartphone oder Tablet. Der Verbindungsaufbau lässt sich schnell und unkompliziert per NFC einrichten. Via Kabel schickt die Neue seine Daten jetzt zeitgemäß per USB 3.0 zum PC. An den Kartenslots hat sich nichts geändert. Nach wie vor gibt es zwei Schächte für Compact Flash (UDMA 7) und SD (UHS-I). Das integrierte GPS fügt den EXIF-Daten die jeweiligen Standortdaten hinzu.

Der Schutz gegen Spritzwasser und Staub wurde laut Canon gegenüber der Vorgängerversion nochmals verbessert. Eine genaue Schutzklasse gibt Hersteller jedoch nach wie vor nicht an.

Die EOS 5D Mark IV soll ab Mitte September zum Preis von stolzen 4065 Euro in den Handel kommen. Das ist ein deutlicher Sprung nach oben. Die Mark III gab es zur Einführung noch für 3300 Euro. Die im vergangenen Jahr vorgestellte EOS 5DS setzt Canon einen Listenpreis von 3500 Euro an. (pen)