Steuert die Docker-Community auf einen Fork zu?

Einige Protagonisten treten nun mit Unmutsäußerungen zur Release-Strategie und zu den neuen Orchestrierungsfunktionen von Docker an die Öffentlichkeit. An mancher Stelle wird gar ein Fork befürchtet.

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Steuert die Docker-Community auf einen Fork zu?
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Alexander Neumann
Inhaltsverzeichnis

Der Unmut der Community über den Umgang von Docker Inc. mit der der Containerplattform zugrunde liegenden Engine scheint immer mehr zu wachsen. Wie das IT-Nachrichten-Medium "The New Stack" in einem Bericht ausführlich zusammenträgt, brodelt es schon seit Längerem. Die Unzufriedenheit geht inzwischen offenbar so weit, dass so mancher gar die Absicht erwägt, die quelloffene Docker Engine zu forken. In die hochkochende Auseinandersetzung sind unter anderem Vertreter von CoreOS, Google, Huawei und Red Hat, aber auch zwei große Endanwender involviert.

Die Bedenken richten sich offensichtlich an die mangelnde Stabilität der Docker-Codebasis. Hier spielt es eine Rolle, dass Docker Inc. in hoher Frequenz neue Versionen von Docker bereitstellt, die dann inkompatibel mit dem Vorgänger-Release seien. Das führt offenbar zu Problemen für Nutzer, die zusätzliche Services bereitstellen oder ihre Docker in Produktion nutzende Kunden zufrieden stellen wollen.

"The New Stack" bringt hier Rob Hirschfeld, ins Spiel. Der CEO von RackN kritisiert, dass Docker Inc. mit nahezu jeder neuen Version der Container-Plattfom mit der Abwärtskompatibilität breche. Das habe jedoch massive Auswirkungen für seine auf Docker basierende Lifecyle-Management-Plattform, zumal der Docker-Hersteller nicht dafür bekannt sei, Rücksicht auf solche Dinge zu nehmen. Nutzer wie RackN hätten solche Entscheidungen zu ertragen und müssten eben ihre Produkte daran anpassen.

Auch von AWS-Seite (Amazon Web Services) ist Kritisches zu vernehmen. So schreibt Andrew Guenther in einem Beitrag auf Hacker News, dass sein Team von Docker 1.7 auf 1.11 aktualisieren musste, weil sämtliche Releases dazwischen mit der Stabilität und/oder der Performance zu kämpfen hatten. Guenther befürchtet angesichts der zunehmenden Komplexität durch neue Features im aktuellen Docker 1.12.x, dass man noch eine Weile bei Version 1.11 verharren werde.

Und hier knüpft ein weiterer Kritikpunkt an – die neuen Orchestrierungsfunktionen von Docker, durch die das Kernprodukt zur Konkurrenz anderer Orchestrierungswerkzeuge wird. Mit der derzeit aktuellen Version 1.12.x war das vorher separate Docker Swarm zum Bestandteil der Anwendungs-Container-Plattform geworden, das Anwender via Opt-in aktivieren können.

Die Konkurrenten basieren jedoch nahezu alle auf Googles Open-Source-Werkzeug Kubernetes. Dieses kommt beim Internetkonzern als Türöffner bei den Cloud-Platform-Services für Container zum Einsatz. Von CoreOS und Huawei gibt es kommerzielle Angebote zu oder auf Basis von Kubernetes.

Gewünscht ist also allenthalben eine defensivere Release-Politik bei den Kernbestandteilen von Docker. An anderer Stelle ist gar "von einer langweiligeren Container-Implementierung" die Rede.

Die genannten und einige andere Unternehmen sind fast alle Mitglieder der Open Container Initiative, die sich seit letztem Jahr der Aufgabe angenommen hat, offene Industriestandards für Container-Formate und deren Laufzeitumgebungen zu entwickeln. Hierin ist auch Docker Inc. beteiligt.

Da von offizieller Seite derzeit noch nichts über die gerade hochkommende Auseinandersetzung zu vernehmen ist, wird diese Industrieinitiative als Medium für eine Verständigung ins Spiel gebracht, bevor es tatsächlich zum Fork kommt. Nur war die Vereinigung in der Vergangenheit immer wieder dafür bemängelt worden, sich vorrangig um Laufzeitaspekte zu kümmern.

Mit Docker und vergleichbaren Techniken lassen sich Anwendungen samt ihrer Abhängigkeiten in sogenannten Containern verpacken, in denen sie sich später leicht weitergeben und ausführen lassen. Im Vergleich zu virtuellen Maschinen sind die Container sparsamer im Umgang mit Ressourcen und können schneller starten. Nachdem die gerade mal drei Jahre alten Docker-Container sehr schnell das Interesse vieler Entwickler geweckt hatten, liegt mittlerweile das Bestreben darin, auch den Anforderungen der restlichen Unternehmens-IT entsprechen zu können. (ane)