US-Traditionsblätter beenden Journalismus

New York Times bekennt sich zu Clinton-Propaganda, Washington Post verdammt eigene Quelle Snowden

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Einst ließen sich investigative Journalisten der Washington Post im Kino als Heldengestalten dafür feiern, dass ihnen der FBI-Vize Informationen zu Watergate an den Arsch getragen hatte. Damals hatte POTUS Nixon die Wahlkampfzentrale der Demokraten im Watergate-Hotel verwanzen lassen, um u.a. herauszufinden, ob man dort etwas über die illegalen Wahlkampfspenden des wahnsinnigen Rüstungsmilliardärs Howard Hughes wusste. Die Befürchtung war unbegründet, denn auch die Demokraten ließen sich vom gleichen Mann eifrig schmieren und hätten daher die Klappe gehalten.

Verglichen mit dem NSA-Skandal sind die rührenden Wanzen von Watergate nicht einmal eine homöopathische Verdünnung, vermutlich hat die NSA Zugriff auf jeden Rechner und jedes Telefon im Watergate-Hotel und im Großteil vom Rest der Welt, ohne verhaftbare Einbrecher zu schicken. Doch einen Präsidenten haben die Washingtoner Edelfedern mit der Meldung über PRISM diesmal nicht gestürzt, nicht mal zum Zittern gebracht.

Obama hat einfach einen zu hohen Coolness-Faktor, wie jüngst im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger zu bestaunen. So einem kann man es schon einmal durchgehen lassen, suizidgefährdete Whistleblower im Knast und "Terrorrverdächtige" in Guantanamo Bay schmoren zulassen. Nun brachten Washingtons Restposten sogar die Charakterlosigkeit fertig, ihren eigenen Informanten Edward Snowden publizistisch ans Messer zu liefern.

Wenn man schon am Potomac keinen POTUS aus dem Amt schreiben kann, so will man am Hudson River offenbar den nächsten Irren im Weißen Haus lieber gleich vermeiden. Nachdem sogar Bush sen. sich öffentlich für die Demokratin ausgesprochen hatte, positionierte sich nun die New York Times offen für Clinton. Verlegerisch gesehen ist die Parteinahme kontraproduktiv, da geisteskranke republikanische Präsidenten wie Nixon, Reagan und Bush jun. Politjournalisten den Arbeitsplatz garantieren.

Mit ihrem Bekenntnis zur Propaganda für Clinton nähert sich die New York Times der Illustrierten DER SPIEGEL an, deren Kommentatorin ebenfalls zum "Feiern Clintons" aufrief, mit dem subtilen Argument: "Weil sie eine Frau ist". Aus gut informierten Kreisen ist allerdings zu vernehmen, dies könne man auch über Sarah Palin, Erika Steinbach und Beatrix von Strolch sagen. Clinton darf sich wenigstens rühmen, die transparenteste Kandidatin zu sein - dank ihrer offenen Mailbox, geliefert von WikiLeaks.

So erschreckend die Vision eines Dummbatzens wie Trump im Weißen Haus auch sein mag, so spricht vieles dafür, dass er im Gegensatz zur Kriegstreiberin Clinton das kleinere Übel wäre ("Im Vergleich zur korrupten Hillary ein ehrlicher Geschäftsmann"). Mit Macho-Kumpel Putin würde sich Trump vermutlich sofort verstehen, etwa einmal übers Wochenende Büffel, Elefanten oder Wale jagen gehen und dann lustige Geschäfte machen.

Clinton erregt im Gegensatz zu Showman Trump sogar in Comedyformaten Mitleid. Bei der Strategin bestünde die Gefahr schlechter Laune, etwa wenn sie mal einen Krieg nicht vom Kongress genehmigt bekäme. Im Falle einer Depression oder eines Alkoholrauschs wäre ein erweiterter Suizid nicht auszuschließen, der leider global ausfallen würde - zwischen Atomkoffer und POTUS gibt es nämlich keine Instanz. Bei Trump jedoch wäre ein nukleaer Overkill unwahrscheinlich: Der Narziss benötigt sein Publikum.

Vielleicht ist es aber auch genau umgekehrt. Das zu analysieren und damit der Wählerschaft eine solide Entscheidungsgrundlage zu liefern, wäre Aufgabe von unabhängigem Journalismus, der Haltung auch da beweist, wo ihn nicht die Wallstreet finanziert.