Intel Apollo Lake: Atom-Celeron schneller und mit 4K/60 Hz
Ein erster Test des sparsamen Celeron J3455 auf einem Mini-ITX-Mainboard offenbart einerseits attraktive Funktionen und bestätigt die von Intel versprochene CPU-Performance. Andererseits zeigen sich aber auch deutliche Einschränkungen.
Vor einigen Wochen hat Intel die neue Prozessor- beziehungsweise Systems-on-Chip-Familie Apollo Lake vorgestellt. Das sind sogenannte "Atom-Celerons", die eng mit den Tablet-SoCs der Baureihe Atom verwandt sind. Dabei stehen hohe Integration, geringe Leistungsaufnahme und niedrige Kosten stärker im Fokus als hohe Performance. Der Celeron J3455 auf dem ASRock J3455-ITX zeigt, was Intels jüngste Billigprozessoren leisten.
Die 90 Euro, die ASRock für das J3455-ITX verlangt, wirken auf den ersten Blick recht teuer. Denn die billigsten Mini-ITX-Mainboards mit den bisherigen Atom-Celerons der Braswell-Familie, etwa dem Celeron N3050, sind für rund 50 Euro zu haben. Für Boards mit dem Quad-Core Celeron N3150 muss man auch nicht mehr als 60 Euro ausgeben.
4K-Untersützung inklusive HEVC und VP9
Allerdings lötet ASRock nicht nur den zusätzlichen SATA-6G-Adapter ASM1061 auf die Platine, sondern vor allem den DisplayPort-HDMI-2.0-Umsetzer MegaChips MCDP2800BC. Darüber können Intel-Billigprozessoren erstmals auch 4K-Displays mit 60 Hertz Bildwiederholrate ansteuern – das klappte in unserem Test mit dem Acer S277HK problemlos.
Passend zur hohen Auflösung haben die integrierten Hardware-Video-Decoder der Apollo Lake-SoCs einiges dazugelernt. Von entsprechender Software angesteuert, spielen sie auch HEVC-/H.265- und VP9-komprimierte 4K-Videos flüssig ab. Youtube-Videos in 2160p-Auflösung und VP9 ruckelten zwar in Google Chrome, liefen aber im Microsoft-Browser Edge flüssig bei rund 20 Prozent CPU-Last.
CPU-Performance deutlich gesteigert
Intel hatte es schon versprochen, unsere Messungen bestätigen nun die deutliche Steigerung der CPU-Performance durch die Goldmont-Mikroarchitektur der Apollo Lakes im Vergleich zu Airmont bei den Braswells: Den Cinebench R15 absolviert der Celeron J3455 mit 50 Punkten im Single-Thread- und 181 Punkten im Multi-Thread-Lauf.
Damit liegt er um 40 Prozent vor dem Vorgänger Celeron N3150 (35/130 Punkte), der mit 1,6 GHz im Basistakt sogar ein wenig höher taktet als der Celeron J3455 (1,5 GHz) und im Turbo bloß etwa 10 Prozent niedriger (2,08 statt 2,28 GHz).
35 und 181 Cinebench-Punkte sind freilich wenig im Vergleich zu "richtigen" Prozessoren, schon der 35-Euro-Prozessor Celeron G3900 für LGA1151-Mainboards schafft 108 und 218 Punkte. Damit fühlen sich Programme, die wenige Threads nutzen, deutlich flotter an – das gilt etwa für viele Office-Programme und ältere Software.
Celeron J3455 im Benchmark | |||||
Prozessor | Familie |
Mikro- architektur |
Kerne | Takt/Turbo |
Cinebench R15 Single-/Multi-Thread |
Celeron J3455 | Apollo Lake | Goldmont | 4 | 1,5/2,28 GHz | 50/181 Punkte |
Celeron N3150 | Braswell | Airmont | 4 | 1,6/2,08 GHz | 35/130 Punkte |
Celeron G3900 | Skylake-E | Skylake | 2 | 2,8/- GHz | 108/218 Punkte |
Sparsames System
Der Celeron J3455 ist allerdings mit lediglich 10 Watt Thermal Design Power (TDP) spezifiziert und sitzt auf dem J3455-ITX unter einem lüfterlosen Kühlkörper, der sich im Leerlauf an freier Luft (also ohne PC-Gehäuse) nur schwach erwärmt. Im Leerlauf unter Windows 10 und nach Aktivierung einiger Sparfunktionen im BIOS-Setup begnügt sich das System aus Mainboard, 8 GByte RAM, SSD, USB-Tastatur und -Maus sowie effizientem ATX-Netzteil mit knapp unter 10 Watt. Diese Messung erfolgt an einem Full-HD-Display; mit einem 4K-Display braucht das System etwa 1 Watt mehr und mit aktiviertem Gigabit-Ethernet-Chip ein weiteres Watt mehr.
Unter CPU-Vollast mit Prime95 zieht das System 24 Watt aus dem Stromnetz. Dann wird der passive Kühlkörper ordentlich warm. Das wiederum kann in engen PC-Gehäusen zu hohen Temperaturen führen.
Nur Windows 10 und Linux
Treiber für Apollo Lake programmiert Intel ausschließlich für Windows 10 und Linux – Windows 7 bleibt also außen vor. (ciw)