Hunde helfen bei der Entschlüsselung der Immuntherapie

Menschen und Vierbeiner teilen sich verschiedene tumorerzeugende Genmutationen. In den USA wird nun ein großes Projekt gefördert, das daraus praktisch nutzbare Rückschlüsse ziehen soll.

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Von
  • Emily Mullin
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Neuartige Krebsmedikamente nutzen das Immunsystem des Patienten, um Tumore direkt zu bekämpfen. Bei manchen Menschen sind diese Therapieformen äußerst vielversprechend, doch bei anderen schlagen sie nicht an. Woran das liegt, wollen Forscher nun endlich im Detail herausfinden.

Wissenschaftler der US-Nationalinstitute für Gesundheit (National Institutes of Health, NIH) möchten dazu an Tiermodellen nun neue Erkenntnisse gewinnen. Dabei spielen Hunde eine entscheidende Rolle – denn diese zeigen bei manchen Krebsformen ähnliche Genmutationen wie Menschen. Wie der Beratungsausschuss des National Cancer Institute (NCI) an den NIHs kürzlich mitteilte, soll 2017 ein experimentelles Immuntherapieprogramm starten, bei dem Vierbeiner behandelt werden. Das NCI arbeitet schon seit 2003 an klinischen Studien für andere Krebstherapieverfahren unter Einbeziehung von Hunden. Der Bereich Immuntherapie wird jetzt erstmals im großen Stil angegangen.

Insgesamt stehen 15 Millionen Dollar an Fördermitteln in fünf Tranchen bereit, die über fünf Jahre verteilt werden. Das Geld geht an Forscher an Krebszentren, die mit Veterinärhochschulen zusammenarbeiten sollen, um die Versuche durchzuführen, wie Toby Hecht, der zuständige Projektdirektor am NIC, mitteilt. Die Wissenschaftler hoffen, dass die Untersuchungen ein akkurates Tiermodell ergeben, wie diese Therapieformen beim Menschen funktionieren.

Verschiedene Pharmafirmen und andere Forschergruppen haben bereits frühe Erfolge bei der Immuntherapiebehandlung für Hunde gemeldet. "Hunde bekommen Krebsarten, die denen von Menschen sehr ähnlich sind", sagt Hecht. So teilen beide Lebewesen besagte Genmutationen, die Krebs auslösen können. Zudem stieg mit der längeren Lebenserwartung von Menschen wie Hunden die Zahl der Krebsfälle. Mäusemodelle werden verwendet, um zahlreiche Krankheiten zu untersuchen, doch bei der Immuntherapie klappt das nur bedingt, da das Immunsystem ganz anders arbeitet. Hinzu kommt, dass Mäusetumore genetisch weniger komplex sind.

Immuntherapiemedikamente lösen die Bremsen des Immunsystems und schalten biologische Signale ab, die Krebszellen ausnutzen, um im Körper unentdeckt zu bleiben. Verschiedene Immuntherapien wurden in den USA bereits zugelassen und Hunderte klinische Studien testen neue Verfahren derzeit beim Menschen. In diesem Herbst kündigte Gary Gilliland, Präsident und Direktor des Fred Hutchinson Cancer Research Center, bei einer Veranstaltung in Washington an, dass seine Organisation innerhalb von zehn Jahren Immuntherapien für die meisten Krebsarten entwickeln wird.

Im vergangenen Jahr gab das NCI bereits Fördermittel an acht Krebszentren in den USA aus, damit diese zusammen mit Veterinärhochschulen 25 beim Hund vorkommende Tumore aus sechs verschiedenen Krebsarten sequenzieren – B-Zellen-Lymphom, Melanom, Blasenkrebs, Glioma, Osteosarkom und Brustkrebs. Hecht zufolge gab es ein großes Interesse an dem Projekt – insgesamt 17 Forschungsanträge wurden gestellt. Das NCI entschied sich daraufhin, das neue Programm aufzulegen, um die Arbeit fortzusetzen.

Die Ausschreibung für das Projekt beginnt Anfang 2017, erste Mittel für ausgewählte Forschungsvorhaben könnten dann bis September 2017 fließen. Hecht hofft, dass die Hundeversuche auch das Interesse von Pharmafirmen hervorrufen, die Immuntherapien entwickeln. Sobald die Studien durchgeführt sind, sollen alle Daten in einer öffentlichen Online-Datenbank zur Verfügung gestellt werden, die eine Ressource für alle Forscher sein soll. (bsc)