Ein wirksamer Malaria-Impfstoff?

Weltweit sterben pro Jahr Hunderttausende Menschen an Malaria, weshalb intensiv nach einer Impfung dagegen gesucht wird. Ein neuer Kandidat brachte jetzt in ersten Versuchen an Menschen gute Ergebnisse.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Michael Reilly
Inhaltsverzeichnis

Zehn Freiwillige haben sich von Malaria tragenden Mücken stechen lassen, um eine neue Art von genetisch verändertem Impfstoff zu testen. Was nach einer radikalen Methode klingt, eine der weltweit gravierendsten Krankheiten zu bekämpfen, ist dennoch bisher gutgegangen: Keiner der zehn Probanden erkrankte, und jeder von ihnen produzierte Antikörper. Der Impfstoff scheint also zu wirken.

Die genetische Veränderung an dem Parasiten Plasmodium falciparum, der die in Afrika häufigste Form von Malaria auslöst, nahm ein Team um Jim Kublin am Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle vor. Vorherige Versuche an Mäusen hatten gezeigt, dass es ausreicht, nur drei Gene stillzulegen, um zu verhindern, dass der Parasit seinen kompletten Lebenszyklus durchläuft – infizierte Mäuse produzierten Antikörper, wurden aber nicht krank. Über die Ergebnisse ihrer ersten Studien an Menschen berichteten die Forscher Anfang Januar in der Fachzeitschrift Science Translational Medicine.

Sie sind ein viel versprechender Schritt auf dem Weg zu einem dringend benötigten Impfstoff. 2015 erkrankten nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation 214 Millionen Menschen an Malaria, 438.000 starben daran.

Mehrere Malaria-Impfstoffe befinden sich bereits in der Entwicklung, doch sie alle haben erhebliche Schwächen. Einer namens RTS,S zum Beispiel verwendet ein gentechnisch verändertes Protein von P. falciparum, um das Immunsystem gegen die Parasiten in Stellung zu bringen. Umfangreiche Studien an Menschen wurden bereits vorgenommen, und 2018 soll der Impfstoff in drei Ländern in Subsahara-Afrika zum Einsatz kommen. Doch er zeigt nur bei etwa jedem dritten Patienten Wirkung.

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Eine weitere Methode nutzt Strahlung, um die DNA der Parasiten, die anschließend wieder dem Körper zugeführt werden, zu schädigen Für diesen als PfSPZ bezeichneten Impfstoff wurde belegt, dass er bei mehr als der Hälfte aller zweite Patienten dauerhaften Schutz bringt – aber nur, wenn sie vier Runden mit umständlichen Tropfinfusionen über sich ergehen lassen (direkte Injektionen erwiesen sich als weniger effektiv).

Die durch Bestrahlung an DNA angerichteten Schäden sind zufällig, wohingegen eine zielgenaue Genabschaltung konsistente Ergebnisse ermöglicht. Dies dürfte die Erklärung dafür sein, dass alle Probanden in der jüngsten Studie die gleiche Reaktion zeigten – was den Impfstoff besonders attraktiv macht.

Doch fertig ist er noch lange nicht. Erstens kamen die Probanden, die mit den Parasiten mit gelöschten Genen infiziert wurden, nicht in Kontakt mit unmanipulierten Erregern – erst das wäre der wahre Test für ihr Immunsystem gewesen. Dieser wichtige nächste Schritt soll laut Science im Lauf des nächsten Jahres folgen. Wenn dabei alles gutgeht, könnten größere Studien mit dem Impfstoff beginnen.

Bis dahin ist ein Impfstoff, der nur jedem zweiten oder dritten Betroffenen hilft, nicht ideal, könnte aber immer noch einige tausend Leben retten. Und er wäre eine willkommene Ergänzung für klassische Maßnahmen wie die Verteilung von Bettnetzen, die ebenfalls bei der Bekämpfung der Krankheit helfen.

Das klingt Ihnen zu vorsichtig oder unbefriedigend, wenn es darum geht, eines der größten Probleme der Welt zu lösen? Nun, dann gibt es immer noch ein Projekt, bei dem Mücken gänzlich ausgerottet werden sollen.

(sma)