Post aus Japan: Eine zündende Idee

Bislang galten selbstzündende Benzinmotoren als ein schwer erfüllbarer Traum der Autoindustrie. Ein japanischer Autohersteller will nun den ersten Motor verbauen, der wie ein Dieselmotor ohne Zündkerzen auskommt.

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Von
  • Martin Kölling
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Japans große Wirtschaftszeitung Nikkei hat nicht immer recht. Aber oft stecken Mitarbeiter oder Vorstände von Firmen der Zeitung vorab Informationen, die ihr Unternehmen bisher nicht veröffentlicht hat. Das können Details über eine Großfusion sein, die Konzernbilanz oder wie am Montag dieser Woche eine kleine Motoren-Sensation.

Laut der Nikkei wird der kleine japanische Autobauer Mazda als erster einen neuartigen Benzinmotor in Serie verbauen und damit zeigen, wie ein Motor ohne Zündkerze auskommt. Homogene Kompressionszündung (oder kurz HCCI von homogeneous charge compression ignition) nennt sich die Technik. Dazu wird ein Benzin-Luftgemisch sehr stark komprimiert, bis die Temperatur so weit gestiegen ist, dass es zu einer Selbstzündung kommt (eine bebilderte Erklärung hier).

Daimler taufte diesen in ein Forschungsfahrzeug eingebauten Motorentyp DiesOtto, eine Kombination von Diesel- und Otto-Motor. Als Vorteile dieser Technik gelten der niedrige Verbrauch und die sehr saubere Verbrennung, bei der anders als beim Diesel so gut wie keine Stickoxidemissionen entstehen sollen. Beim Mazda 3 soll der Verbrauch um 30 Prozent nahe an die Drei-Liter-Marke sinken, schreibt die Nikkei. Allerdings entstehen Kohlenmonoxide und unverbrannte Kohlenwasserstoffe.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Doch bisher haben einige Nachteile den Einsatz dieser Motoren bei Autos verzögert. Die Kontrolle des Prozesses und des Benzingemisches ist kompliziert, die Leistung geringer als beim Diesel. General Motors nutzte daher 2007 bei einem Prototypen HCCI nur im unteren Drehzahlbereich. Wenn Leistung gefordert war, kam wieder die gute, alte Zündkerze zum Einsatz.

Ob und wie Mazda diese Tücken überwunden hat, ist unbekannt. Das Unternehmen hält sich bedeckt. "Der Artikel stammt von der Nikkei und beruht nicht auf Informationen, die wir veröffentlicht hätten", sagt ein Pressemann lächelnd. Dementsprechend darf noch über die Details gerätselt werden.

Es wäre allerdings eine faustdicke Überraschung, wenn Mazda die Technik nicht einführen würde. Es ist kein Geheimnis, dass Mazda ab 2018 die zweite Generation seiner Skyactiv-Motoren einführen wird. Bei dieser Motorenfamilie setzt das Unternehmen nicht auf Turbos, sondern sehr hohe Verdichtung. In der Weiterentwicklung verspricht Mazda das Verdichtungsverhältnis von 14 auf 18 zu 1 erhöhen. Das ist fast so viel wie bei Dieselmotoren, die auf eine Aufladung verzichten. Und von Beginn an wird Skyactiv 2.0 in der Presse mit HCCI in Verbindung gebracht.

Also mal sehen, was da kommen wird. Doch damit zeigt sich, dass die Verbrennungsmotoren zwar eine reife Technik sind, aber noch nicht am Ende. Mit einer dritten Motorengeneration will Mazda auch die nächste Runde an verschärften Abgasvorschriften in den 2020er Jahren meistern können.

Ein Nebenaspekt ist der Emissionswettlauf mit Elektroautos. Die sind nur so kohlendioxidarm wie es die Energieerzeugung ihres jeweiligen Fahrlandes. Bei Ländern mit einem hohen Anteil an fossilen Brennstoffen in der Stromerzeugung werden sparsame Verbrenner vielleicht auch ökologisch ebenbürtig, sei es Mazdas Skyactiv oder Nissans e-Power-Idee, bei der ein Benziner an Bord als Stromkraftwerk für einen Elektromotor dient. Sicherheitshalber will allerdings Mazda 2019 auch ein Elektroauto und 2021 einen Plug-in-Hybriden auf den Markt bringen. ()