Persona Design

Maschinen mit eigener Persönlichkeit sind mehr als Spielerei. Warum lächeln Autos eigentlich nie?

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Der neue Cozmo-Roboter von Anki soll durch seine Erfahrungen so etwas wie Emotionen und Charakter bekommen, wie die Kollegen von der c’t in ihrer aktuellen Ausgabe schreiben. So wird er beispielsweise wütend, wenn ihm etwas nicht gelingt. Um seine guten und schlechten Launen deutlich zeigen zu können, hat sich Anki unter anderem Pixar-Animatoren ins Team geholt. Der kleine Roboter wird dadurch zu einer Art Tamagotchi auf Rädern.

Das Ganze ist zwar ein Spielzeug, aber weit mehr als eine Spielerei. Je selbstständiger Maschinen agieren, desto wichtiger wird es, sie gezielt mit einer eigenen Persönlichkeit, einer "Persona" zu versehen. Denn Menschen schreiben ihrem Gegenüber automatisch und unbewusst menschliche Eigenschaften zu, selbst wenn sie wissen, dass sie es mit einer Maschine zu tun haben.

Bei Sprachassistenten gehört das "Persona Design" deshalb längst zum Standard. Der Usability-Experte Walter Rolandi formulierte es so: "Stellen Sie sich ein Voice User Interface wie eine Party vor: Eine Persona wird immer auftauchen, ob sie eingeladen war oder nicht."

Die Anbieter gehen damit sehr unterschiedlich um: Während Apple seine Siri explizit mit einer sehr starken Persona ausstattet, hält sich Google bei Google Now sehr zurück. Die Assistentin (der Assistent?) hat noch nicht einmal einen eigenen Namen. Aber auch hier gilt: Man kann nicht nicht kommunizieren. Was der eine als angenehm neutral und sachlich empfindet, ist für den anderen kalt und unpersönlich.

Solche Entscheidungen haben unmittelbare Auswirkungen auf die Funktion: Kommt die Persona etwa sehr menschlich daher, erwartet der Nutzer auch halbwegs menschenähnliche Leistungen. Versteht der Bot dann dauernd Bahnhof, ist die Beziehung schnell gestört. Ist die Persona andererseits zu spröde und lieblos, benutzt man sie ungern.

Bei humanoiden Robotern und Chatbots ist es offensichtlich, dass sie – freiwillig oder unfreiwillig – irgendeine Art Persona vermitteln. Aber dabei wird es nicht bleiben. Was ist zum Beispiel mit Smart Homes oder autonomen Autos? Auch sie werden in der Wahrnehmung ihrer Nutzer kein technologisches Neutrum bleiben. Deshalb sollten sich Anbieter beizeiten Gedanken darüber machen, wie man ihre Persona gezielt gestaltet.

Sie muss dabei ja nicht so dick aufgetragen sein wie beim gouvernantenhaften Bordcomputer aus dem "Hitchhiker’s Guide". Der schwedische Produktentwicklungsdienstleister Semcon hat sich schon einmal erste Gedanken in diese Richtung gemacht – mit einem Auto, das Passanten anlächelt. Das wäre doch mal ein schöner Schritt zur Demilitarisierung des Straßenverkehrs. Ich fürchte aber, dass Tuner dann auch sehr schnell einen Hack für den Bösen Blick finden würden. (grh)