Ich schau Dir in die Augen, Dicker

Neben der Spur

Wenn man schon auf Flughäfen am Gesichtsausdruck erkannt wird, ist das noch lange nicht das Ende ... sondern erst der Anfang.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Es gibt ja einige unter uns, die behaupten, dass im 21. Jahrhundert Face Recognition der Pass des reichen Mannes (oder der Frau) wäre. Bin mir da nicht so sicher. Abgesehen davon, dass der neue US-Präsident Gefahr läuft, nachts im Zoo von Washington nicht mehr aus dem Affengehegetrakt zu kommen, weil die blöde neue Schließanlage nun auf bekannte Gesichter reagiert, tut ja auch Australien alles daran, das einst so schicke Feature aus Bond-Filmen für Kreti und Plethi verfügbar zu machen.

Down under wird man auf allen internationalen Flughäfen die Gesichtserkennung dazu nutzen, ohne Ticket oder Bordkarte einen Flug nach nirgendwo betreten zu können. Jetzt weiß ich ja nicht, wie jeder von uns morgens in Sydney am Flughafen antritt, aber ich kann mich an Abreisetage erinnern, deren Vorabende ein wenig ausarteten. Vermutlich drückt mir dieses System im Falle meiner versuchten Abreise wortlos einen Putzmob in die Hand und lässt mich erst gar nicht weiter zur Sicherheitskontrolle. Auch Face Recognition hat seinen Stolz.

Aber das bleibt ja nur die Speerspitze einer weitaus größeren Bewegung, denn auch Apple scheint für das neue iPhone ein solches Feature zu planen. Wenn also meine Fresse nicht mit dem Fingerabdruck übereinstimmt, schüttelt das Wunderding wortlos seinen Vibratorenmotor und zeigt mir höchstens noch den digitalen Stinkefinger. Was das oben beschriebene Problem, das ich jetzt einfach mal das Sydney-Syndrom nennen möchte, wieder eminent macht. Aber irgendwie bleibt mir auch das Vertrauen, dass Apple das schon lösen wird und sich aus dem verquollenen Gesicht vor der Linse schon den Nutzer zusammenreimen wird.

Viel heikler scheint mir ja eine Idee, die ein Hühnchenbrater jetzt zu haben scheint. KFC, ja, genau die, die der oben erwähnte Affenpräsident scheinbar so gerne frequentiert, haben sich etwas ausgedacht, das man vielleicht mit der Seitenrandwerbung von Facebook vergleichen kann. Kaum soll nämlich ein Kunde an den Tresen kommen und das tatsächlich vorhandene Menü über seinem Kopf studieren, wird er gescanned und mittels hochmoderner, chinesischer Software in Alter, Geschlecht und was weiß ich noch nicht alles erkannt. Sofort bekommt er oder sie dann einen Vorschlag, worauf er oder sie denn Hunger haben könnte.

Das kenne ich noch von meiner übereifrigen Mutter, die im Restaurant zu ihrem Gatten auch immer sagte: "Nimm doch Lasagne, das isst Du doch so gerne." Dabei hatte sich Papa schon seit drei Jahrzehnten auf einen schönen, frischen Salat zum Mittagessen gefreut. Aber was soll man gegen Mama schon ausrichten. Vermutlich geht es einem mit KFC dann auch so. Da wäre man noch fast mit einem Salat vom Tresen weg und sieht sich jetzt wegen eines schief gegangenen Scans im Besitz von 5 Kilo Hühnchenschenkel.

Dumm gelaufen. Und dabei noch Glück gehabt.

Denn erst wenn Version 2.0 vor allem in Australien läuft, wird man dort keinen Flughafen mehr betreten können, ohne dass das eigene iPhone8 angeht, sofort den Gesichtsscan zu KFC schickt und noch vor dem Einchecken 5 Kilo Hühnchenschenkel zum Bordgepäck zustellt. Dabei wollte man doch nur die Tante abholen, mit ihr einen Salat essen gehen und eh auf Samsung umsteigen.