Amerika spielt Monopoly, Russland spielt Schach

Bild: Weißes Haus

Real Game of Thrones

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Im exzeptionalistischen Königreich, dessen disruptive Entwicklung wir in dieser Chronik aufzeichnen, scheint immer noch ein unsichtbarer Krieg zwischen der Regierung von König Donald und den Meistern der Intelligence zu toben - und niemand weiß, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt.

Vor langer Zeit, als noch ein Eiserner Vorhang die Welt teilte, und niemand genau wusste, was auf der anderen Seite vor sich ging, gab es eine Wissenschaft, die zu ergründen versuchte, welche Politik und welche Pläne in der dunklen Burg der Hauptstadt Moskau ausgeheckt wurden. Diese Wissenschaft nannte sich "Kreml-Astrologie" und versuchte ähnlich wie die Sterndeuter anhand von Konstellationen und Bewegungen am Himmel die Zukunft zu deuten - anhand von Äußerungen und Launen der Kreml-Mitarbeiter, die man "Apparatschiks" nannte. Seit mit König Donald jetzt ein scheinbar unberechenbarer Außenseiter auf dem Thron gelandet ist, existiert im exzeptionalistischen Königreich nun die Wissenschaft der "White House Astrologie" - der Versuch, aus Donalds kryptischen Zwitschernachrichten und anderen Kleinigkeiten seine nächsten politischen Schritte zu enträtseln.

Dass die in den Tiefen des Reichs bei den Meistern der Intelligence beheimateten Kreml-Astrologen seinerzeit keinen blassen Schimmer davon hatten, dass das Objekt ihrer Analysen, das sie "das Reich des Bösen" nannten, zusammenbrach und sie erst davon Wind bekamen, als die Berliner Mauer fiel, hatte das Vertrauen in die prophetischen Kompetenzen der Meister nachhaltig erschüttert. Um davon abzulenken und ihre Inkompetenz zu kompensieren hatten sie sich dann umso eifriger daran gemacht, in diesem Reich eine willfährige Marionette als König zu installieren und waren sehr stolz, als ihnen das gelungen war. Mit König Boris, den man den "Wodka-Container" nannte, hatten sie einen geradezu perfekten Kandidaten für ihre Zwecke gefunden.

Wie aus dem kooperativen Wladimir der aggressive Ultraböse wurde

Diese Zwecke bestanden natürlich vor allem darin, an die Schätze des ehemaligen "Reich des Bösen" zu kommen, das ja eigentlich gar nicht böse war, sondern im Gegenteil über die größten Mineralien-Reserven der Welt verfügte. Öl, Gas, Metalle, Seltene Erden ... ein Drittel aller Rohstoffe der Welt lagen unter seiner Erde und wer - wie das exzeptionalistische Königreich mit seiner "Full Spectrum Dominance"-Doktrin - den ganzen Globus beherrschen wollte, musste diese Schätze irgendwie unter seine Kontrolle bekommen. Sie lagerten vor allem in einer Region, die man die "sibirische Schatztruhe" nannte und kaum erschlossen war.

Da König Boris aber keinerlei Geld hatte, die notwendigen Bergwerke und Bohrtürme zu errichten, schlugen die Exzeptionalisten ihm einen Deal vor: wir stellen dir alle Förderanlagen hin, sie kosten dich keine Kopeke. Als Gegenleistung wollen wir 25 Jahre lang Öl und Gas fördern, danach gehören die Anlagen dir. Weil sie aber so furchtbar teuer sind, können wir in dieser Zeit keinen Cent für das Öl zahlen.

Da König Boris ständig benebelt war unterschrieb er den Vertrag. Und weil er nicht rechnen konnte, ließ er sich bei diesem Deal gnadenlos über den Tisch ziehen. Nachdem ihn dann der viele Wodka völlig unzurechnungsfähig gemacht hatte, wurde ein neuer König gebraucht und mit Wladimir, den man auch "Putin" nannte, kam ein recht unbeschriebenes Blatt auf den Thron. Man wusste eigentlich nur, dass er im Osten des damals noch geteilten Reichs der heutigen Königin Angela als Agent eingesetzt war und dort - wie einst Angela als sogenannte "FDJ Sekretärin für Propaganda" - dem Ostherrscher Erich I. gedient hatte.

Da Arbeit für die Meister der Intelligence in allen Ländern als geeignete Voraussetzung für höhere Staatsämter gilt, wurde Wladimir nach seiner Thronbesteigung allgemein als geeigneter und fähiger König akzeptiert, auch von den Vertretern und Kaufmännern des exzeptionalistischen Königreichs, die beflissen ihre Zusammenarbeit anboten. Doch diese Sympathie währte nicht lange, denn als Waldimir die Verträge entdeckte, die unter dem benebelten Boris gemacht worden waren, traute er seinen Augen kaum. Sie verpflichteten ihn, die Rohstoffe seines Reichs ein Vierteljahrhundert lang zu verschenken, um am Ende ein paar verrostete Fördertürme über leergepumpten Quellen dafür zu bekommen.