Noch keine Therapie gegen die Glatze

Bisher kannten die Forscher nur rund acht Genvariationen, bei denen sie einen Zusammenhang zum erblichen Haarausfall vermuteten. Seit Kurzem weiß man von insgesamt 287 Sequenzen.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Haarverlust scheint ein heikles Thema zu sein – selbst für den modernen Mann. Daran können offenbar nicht einmal unstrittig attraktive, aber kopfhaarlose Persönlichkeiten wie Bruce Willis, LL Cool J ("NCIS: Los Angeles") oder der Fußballtrainer Pep Guardiola sehr viel ändern. Immerhin hat eine Studie unter der Leitung von Riccardo Marioni vom The University of Edinburgh's Centre for Genomic and Experimental Medicine festgestellt, dass als Ursache für den erblich bedingten Haarausfall keine simplen Veränderungen infrage kommen.

287 Sequenzen auf dem Erbgut scheinen in Zusammenhang mit dem im Zuge des Älterwerdens auftretenden Haarverlust zu stehen. Das fanden die Forscher aus Marionis Team heraus, als sie von 52.000 Männern die Gesundheitsinformationen und Genomdaten der UK Biobank unter dem Gesichtspunkt des Haarausfalls analysierten. Genaue Voraussagen aber, wer seine Haare verliert und wann das passiert, gelingen den Wissenschaftlern bisher nicht. Das liege auch daran, dass nicht bekannt sei, wann der Haarausfall bei den betroffenen Männern aus der Datenbank begonnen habe, sagte Koautor David Hill aus Anlass der Veröffentlichung der Studie.

Das Wissen um den Zeitpunkt hätte indes ohnehin keine praktischen Konsequenzen. Denn bisher wird noch nach durchschlagenden Behandlungen gegen den erblichen Haarausfall gesucht. Ob sie allerdings auf dem Feld der Gentherapien zu finden sein werden, scheint fraglich, da offenbar so viele Sequenzen daran beteiligt sind. Umso einfacher wie wohl auch schneller erreichbar wäre vielleicht ein Bewusstseinswandel – etwa nach dem Motto: Schön ist, was gefällt.

Nur, ganz auf die leichte Schulter nehmen lässt sich die Forschung der Briten nicht. Denn wie die Wissenschaftler im Magazin PLOS Genetics berichten, ist der männliche Haarverlust oft an Prostatakrebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen gekoppelt. Und da wird die Sache dann doch ebenso interessant – wie ernst. (inwu)