Fotobranche unter Druck: Nikon schlingert, Leica auf Erfolgsspur

Peter Holzer ist Experte für Veränderungsprozesse. Hier schreibt er über Wege, wie Unternehmen die Krise in der Fotobranche meistern können. Leica sieht der Unternehmensberater als positives Vorbild.

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Von
  • Peter Holzer
Inhaltsverzeichnis

Die Fotoindustrie ist ein Paradebeispiel für unsere sich schnell verändernde Welt. Zuerst revolutionierten die Digitalkameras den Markt, um dann selber zunehmend von Smartphones ersetzt zu werden. Das setzt die Unternehmen immer wieder unter Handlungsdruck. Doch der artet meist nur in Aktionismus und stupidem Kostensenken aus. Um zukunftsfähig zu sein, braucht es mehr: nämlich ein Umdenken im Kopf.

Ein Kommentar von Peter Holzer

(Bild: 

privat

)

Peter Holzer ist Experte für Strategie-Umsetzung und Dozent am St. Gallen Management Institut (SGMI). Er hat die European Business School (Oestrich-Winkel) absolviert und lebt mit seiner Familie bei Köln.

Wenn ein Unternehmen wächst, spezialisiert es sich auf das Management von Größe. Budgeting, Forecasting, Controlling, Hierarchie und ausgeklügelte Prozesse sorgen dafür, dass die Größe effizient verwaltet wird. Maßnahmen wie die genannten sind sogar die Voraussetzung dafür, um überhaupt eine bestimmte Unternehmensgröße zu erreichen. Wenn es jedoch darum geht, innovativ zu werden, wandeln sich diese Erfolgsfaktoren in Hemmnisse: jetzt sorgen genau diese Maßnahmen dafür, dass das Unternehmen träge und langsam wird. Nun sind die Führungskräfte gefragt, frischen Wind in die Teams zu bringen. Und das ist auch notwendig, denn im Verhalten vieler Menschen haben sich mentale Viren ausgebreitet.

Wir sind alle unglaublich beschäftigt. Hunderte Mails, Telefonkonferenzen, Rückrufbitten, Beschwerden und zahllose Meetings bestimmen den Tagesablauf vieler Menschen. Der Arbeitsalltag gleicht einem Tornado, der uns wie fremdgesteuert unglaublich beschäftigt sein lässt – doch selten produktiv. Er wird befeuert durch den Input-Virus. Wenn es zu Problemen kommt, werden sofort Maßnahmen festgelegt und ToDo’s verteilt. Aktionismus wird höher bewertet als Nachdenken. Dagegen ist der vermeintliche Umweg des Nachdenkens in der Praxis die wahre Überholspur. Zum Nachdenken gehören Fragen wie: Was ist eigentlich genau das Problem? Was ist wirklich die Ursache? Und was wollen wir überhaupt erreichen? Kurzum: scharfe Diagnostik des Status quo und präzise Formulierung eines Ziel-Zustands. Denn erst wenn das Ziel klar ist, können wir Ideen sammeln, mit welchen Aktivitäten wir zum Ziel kommen. Bekanntermaßen führen viele Wege nach Rom. Und so ist es hilfreich, wenn man verschiedene Aktivitäten sammelt, bewertet und sich dann nur für diejenigen entscheidet, die auch wirklich eine Wirkung in Richtung Ziel haben.

Doch wer stellt schon gewohnte Vorgehensweisen in Frage? Wer macht den Mund auf und fragt "Wozu?", wenn der Chef sagt: "so wird es gemacht"? Diese Dinge passieren viel zu selten, weil wir unter dem Gemocht-Werden-Wollen-Virus leiden. Aus Sorge, die Beziehung bekommt einen Knacks, stellen wir nicht die heiklen Fragen. Oder es ist die Sorge vor einer möglichen Konsequenz (Strafe, Rache, ausbleibende Beförderung, ...), dass wir den Mund nicht aufmachen.

Der Preis dafür ist hoch. Denn es mangelt dadurch an Klartext. Doch nur mit Klartext und einer harten Auseinandersetzung in der Sache können die notwendigen Diskussionen stattfinden, um an der Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens zu arbeiten. Wenn alle nur Ja und Amen sagen und die Frage „Was passiert wohl, wenn ich das jetzt sage?“ unser Bewusstsein steuert, steuern wir souverän in eine Sackgasse.