Solarstrom kühlt Lagerhäuser

In den heißen Gegenden Afrikas verrottet fast die Hälfte der Obst- und Gemüseernte auf dem Weg zum Verbraucher, denn es gibt keine Kühlkette. Das soll sich ändern.

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Von
  • Jan Oliver Löfken

Entweder fehlt in ländlichen Regionen des schwarzen Kontinents der Netzanschluss, oder es kommt häufig zu Stromausfällen. Dieses Problem fiel auch dem Nigerianer Nnaemeka C. Ikegwuonu auf, der als Radioreporter über das Leben der ortsansässigen Bauern berichtete.

Mit den ColdHubs fand er eine ebenso einfache wie effiziente Lösung für das Problem: Dank einer Solarstromanlage können die Kühlhütten je zwei Tonnen Früchte bei einer Temperatur von fünf Grad lagern. Kalt genug, um die Haltbarkeit leicht verderblicher Ware von zwei Tagen auf drei Wochen zu verlängern. Fünf ColdHubs sind im Südosten Nigerias in der Region um die Stadt Owerri im Einsatz – genutzt von insgesamt mehr als 150 Bauern.

"Der Solarstrom reicht aus, um die ColdHubs bei jeder Witterung kühl zu halten", sagt Ikegwuonu. Die Solarpaneele sind auf einem Schatten spendenden Dach über der etwa neun Quadratmeter großen und zwei Meter hohen Kühlhütte angebracht und erreichen 5,5 Kilowatt Leistung. Der Strom wird in Bleibatterien zwischen-gespeichert und treibt das integrierte Kühlaggregat rund um die Uhr an.

Die Wände des Kühlhauses bestehen aus einer 15 Zentimeter dicken Isolierschicht, ummantelt von Edelstahlplatten. "Die Kombination ist technisch einfach, leicht zu warten und daher für diesen Einsatz besonders gut geeignet", sagt Jörg Waschull vom Institut für Luft- und Kältetechnik in Dresden, an dem das System im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) konzipiert wurde.

Die Kosten für eine Kühlhütte beziffert Ikegwuonu auf 25000 US-Dollar. "Die wichtigsten Investoren waren die GIZ und das amerikanische Venture-Capital-Unternehmen Factor [e]", berichtet der Nigerianer. 15 ColdHubs-Angestellte, bevorzugt Frauen, nehmen die genormten 30-Kilogramm-Körbe entgegen und händigen sie bei Bedarf wieder aus. Pro Tag und Korb fällt eine Gebühr von 100 Nigerianischen Naira an, das sind knapp 30 Eurocent. Mit dem Geld sollen der Betrieb, das Gehalt für die Angestellten und in Zukunft auch der Ausbau finanziert werden.

Bei den Bauern der Region kommen die Kühlhütten gut an. "Seit ich mein Gemüse in ColdHubs lagere, bin ich ein glücklicher Mann", sagt Godwin Onwuliri. Wie andere Bauern auch kann er seine Ware nun über mehrere Tage auf einem Markt in der Nähe anbieten. Noch in diesem Jahr will Gründer Ikegwuonu weitere 20 ColdHubs in Nigeria aufstellen, wenn weitere Gelder von Investoren oder Entwicklungsorganisationen fließen "Und wir planen, nach Kenia und Simbabwe zu expandieren."

Auch international erregte sein Projekt bereits viel Aufmerksamkeit. So ehrten ihn die Vereinten Nationen 2015 als einen von 14 Gründern, die helfen, die ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele bis 2030 zu erreichen. Im März 2017 folgte der Start Up Energy Transition Award in Berlin. (bsc)