Vogelperspektive

Josef Neubronner hatte weder Drohnen noch eine Digitalkamera für gestochen scharfe Bilder. Und doch nahm mit ihm die private Luftfotografie ihren Anfang.

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Von
  • Robert Thielicke

Dass den deutschen Apotheker und Fabrikanten heute keiner mehr kennt, dürfte an den mehr als 100 Jahren liegen, die seitdem vergangenen sind. Und eventuell auch an der Ausstattung, die er für seine Bilder benutzte.

Seine Quadrocopter waren Brieftauben, und für sie hatte der begeisterte Hobbyfotograf kleine Kameras gebastelt, die er ihnen um die Körper schnallte. So entstanden grobkörnige Aufnahmen in Schwarz-Weiß, die Welt aus der Vogelperspektive.

Aber nicht immer machten Technik und Tiere, was Herr Neubronner wollte. Daraus entspinnt sich in dem Büchlein eine poetisch erzählte Geschichte von Mensch und Taube, von Erfindergeist und Ernüchterung.

Die Reihenfolge der Ereignisse gerät anfangs irritierend durcheinander, aber dafür stößt man immer wieder auf so schöne Sätze wie diesen: "Ein merkwürdiges Zusammentreffen ist es gewesen, dass (...) gerade in dem Augenblick, in dem die Vögel anfingen, Menschen zu werden, die Menschen Vögel geworden sind."

Flugzeuge machten Brieftauben überflüssig, Herr Neubronner geriet in Vergessenheit. Aber am Ende der 80 Seiten mit zahlreichen Abbildungen weiß man: Es hat sich gelohnt, ihn wieder zu entdecken.

Astrid Dehe, Achim Engstler: "Der flüchtige Ruhm des Herrn Neubronner", dtv, 80 Seiten, 18 Euro (E-Book 15,99 Euro) (bsc)