Die Akkus der Anderen

Das Fairphone leidet an einem Henne-Ei-Problem. Standardisierung könnte helfen.

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Ist das schon der Anfang vom Ende einer guten Idee? Nach einem Bericht der taz gibt es für das Fairphone 1 keine Ersatzteile mehr. Das wäre schade, denn der besondere Charme des Smartphones besteht zum einen darin, dass es aus möglichst menschen- und umweltfreundlich gewonnenen Rohstoffen hergestellt wurde – und zum anderen darin, dass es möglichst lange halten soll. Doch das dürfte ohne Ersatzakkus schwierig werden.

Das Ganze ist ein klassisches Henne-Ei-Problem. Solange es zu wenig Kunden gibt, lohnt sich die Ersatzteilherstellung nicht. Und solange die nicht gesichert ist, dürften sich die Kunden zurückhalten.

Noch zentraler ist diese Frage beim modular aufgebauten Fairphone 2. Hier können ganze Baugruppen wie Display, Prozessor oder Kamera ausgetauscht werden. So ließe sich idealerweise stets die aktuellste Technik einbauen, ohne viel Elektroschrott zu produzieren. Doch wird es in fünf Jahren noch ein ausreichendes Angebot an aktuellen Modulen geben?

Zumindest für den Akku hätte ich für das Fairphone 3, so es denn kommt, eine Idee, wie sich das Dilemma lösen lässt: Warum baut man das Gerät nicht einfach um eine Batterie herum, die kompatibel ist zum meistverbreiteten Austausch-Akku, etwa von Samsung? Sollte der Nachschub an nachhaltigen Stromspeichern schwächeln, könnten Fairphone-Kunden dann immerhin zu konventionellen Teilen greifen. Dies wäre zwar eine Abkehr von der reinen Lehre, denn dann ließe sich die Herkunft der Rohstoffe nicht kontrollieren. Aber immer noch besser, als das gesamte Smartphone irgendwann wegwerfen zu müssen.

Außerdem ließe sich auf diese Weise ein Markt für Austausch-Akkus aus nachhaltigem Anbau schaffen: Umweltbewusste Samsung-Kunden könnten dann auch zu einem Fairphone-Akku greifen, wenn das Originalbauteil am Ende ist. Das würde den Fairphone-Machern wiederum helfen, auf vernünftige Stückzahlen zu können. Standardisierung und Langlebigkeit gehören zusammen. Wäre schön, wenn die Fairphones so etwas wie einen Standard für Smartphone-Module etablieren könnten. Aber das ist wieder so eine Henne-Ei-Geschichte. (grh)