Yahoo gibt sich optimistisch

Yahoo kann die Erwartungen der Börse mit einem operativen Gewinn von 1 Cent pro Aktie übertreffen; Schwierigkeiten bleiben aber für das Internet-Portal.

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Von
  • Jürgen Kuri

"Yahoo hat die Kontrolle über seine Zukunft. Meine Aufgabe ist es, das Geschäft von Yahoo zu stabilisieren und weiterzuentwickeln", kommentierte Terry Semel, neuer Chef des Internet-Portals, die Zahlen für das zweite Geschäftsquartal von Yahoo. Dem Optimismus von Semel wollen aber nicht alle Beobachter folgen: So hat Yahoo zwar die Erwartungen der Wall Street mit einem operativen Gewinn von 1 Cent pro Aktie übertroffen – "Über den Zahlen zu liegen, die man zuvor zweimal nach unten korrigiert hat, löst nun nicht gerade standing ovations aus", grummelte ein Analyst allerdings gegenüber dem Wall Street Journal.

Yahoo konnte jedenfalls aus dem operativen Geschäft einen Gewinn von 8,7 Millionen US-Dollar erzielen, im vorherigen Quartal war es noch ein Minus von 11,5 Millionen Dollar; im gleichen Quartal des Vorjahrs erzielte der Internet-Dienstleister dagegen einen Gewinn 69,1 Millionen Dollar. Noch schlechter sieht es für Yahoo sogar aus, wenn man Einmalzahlungen und Sonderfaktoren berücksichtigt: Dann kommt ein Verlust von 48 Millionen Dollar (9 Cents pro Aktie) zu Stande gegenüber einem Gewinn von 53,3 Millionen Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Die Umsätze von Yahoo fielen sogar um rund ein Drittel von 273 Millionen auf 182,1 Millionen Dollar.

Der Portal-Betreiber wird dabei vor allem durch die nachlassende US-Wirtschaft und den starken Rückgang bei der Online-Werbung getroffen. Für das Gesamtjahr rechnet Yahoo damit, dass Werbung rund 80 Prozent der Umsätze ausmachen wird, der Rest entfällt auf die Versuche, mit Dienstleistungen für Unternehmen und kostenpflichtigen "Premium Services" für Endkunden Geld zu verdienen. Diese starke Abhängigkeit von der Werbung lässt nicht darauf hoffen, dass sich die Zahlen von Yahoo in absehbarer Zeit dramatisch verbessern: Für das dritte Quartal erwartet Semel einen Umsatz zwischen 160 und 180 Millionen Dollar.

Immerhin kann Yahoo nach eigenen Angaben eine steigende User-Zahl verbuchen: Bis Ende Juni 2001 soll die Zahl der einzelnen Anwender, die Yahoo-Seiten besuchten, auf 200 Millionen gestiegen sein, verglichen mit 156 Millionen Ende Juni 2000. Pro Tag würden Yahoo-Seiten 1,2 Milliarden Male aufgerufen; im Juni meldeten sich 71 Millionen registrierte Anwender wenigstens einmal bei Yahoo an. Die Zahl der Anzeigenkunden stieg nur geringfügig von 3.145 im ersten Quartal auf 3.170. Semel betonte dabei besonders, es gelinge immer mehr, Firmen aus der traditionellen Wirtschaft als Kunden zu gewinnen und so das Wegbrechen des Anzeigengeschäfts mit der New Economy nach und nach auszugleichen. (jk)