Niemand will Gentechnik

Die US-Umweltschutzbehörde EPA hat mit dem Wolbachia-Bakterium infizierte männliche Mücken frei gegeben. Diese Moskitos können keinen Nachwuchs zeugen. Das reduziert die gefährlichen Mücken in der Natur. Aber wie lange?

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Von
  • Inge Wünnenberg

Insekten verursachen durch die Krankheiten, die sie allerdings selten hierzulande übertragen, viel Leid. Mücken zum Beispiel verbreiten in bestimmten Gegenden der Welt die Erreger für Malaria, Gelbfieber oder Dengue Fieber und auch den Zika Virus. Nicht alle Infektionen verlaufen für den Menschen jedoch tödlich. Aber der Zika Virus, meist weitergegeben von Stechmücken der Aedes-Gattung, kann etwa bei Schwangeren den Embryo schwer schädigen. Über Gehirnfehlbildungen bei Kindern infolge einer Zika-Infektion ist in der jüngsten Vergangenheit vielfach berichtet worden.

Denn seit 2015 hat sich das Virus in mehr als 65 Ländern weltweit ausgebreitet: Darunter sind Brasilien, Länder in Süd- und Mittelamerika, aber auch die Vereinigten Staaten. In den USA gelten laut der Centers for Disease Control and Prevention, einer Bundesbehörde des amerikanischen Gesundheitsministeriums, vor allem Florida und Texas als Zika-Krisengebiete.

Da ist es schon ein wenig grotesk, dass die US-Umweltschutzbehörde, die Environmental Protection Agency, die jüngste Biowaffe gegen die gefährlichen Aedes-Mücken jetzt Anfang November gerade nicht in Florida und Texas zugelassen hat. Nur in 20 US-Bundesstaaten sowie Washington DC darf das Start-up MosquitoMate der Verlautbarung der EPA zufolge, seine mit dem Bakterium Wolbachia infizierten Mückenmännchen in die Umwelt entlassen. Als Grund wird angegeben, dass nur dort entsprechendeTests stattgefunden haben. Paaren sich diese erkrankten männlichen Mücken in der Natur mit Weibchen der Wildpopulation, stirbt der gemeinsame Nachwuchs, weil das Genmaterial der Eltern nicht harmoniert.

Nun kann das Unternehmen MosquitoMate, das in Lexington im Bundesstaat Kentucky beheimatet ist und mit der Google-Tochter Verily zusammenarbeitet, seine sogenatten ZAP-Männchen verkaufen. Einem Artikel der Webseite des Magazins Nature zufolge sieht das Unternehmen in Hausbesitzern oder den Betreibern von Golfanlagen sowie Hotels potenzielle Kunden.

Dieses Geschäftsmodell scheint denn auch einer der Knackpunkte für solch eine Mückenbekämpfung im großen Maßstab zu sein. Denn über die Kosten für die Kampfmücken wurde bisher noch nichts bekannt. Soll aber eine gefährliche Population effektiv bekämpft werden, ist es mit einem punktuellen Einsatz der infizierten Männchen nicht getan. Bis die Population am Ende stark reduziert ist, müssen immer wieder massenhaft infizierte Männchen ausgesetzt werden.

Ob es auf Dauer nicht interessanter wäre, die Mücken selbst etwa gegen Krankheiten wie Malaria resistent zu machen, bleibt die Frage. Solche Ansätze verfolgt dem Deutschlandfunk zufolge zum Beispiel der Forscher Anthony James von der University of California in Irvine. Würden solche Mücken dann in Wildpopulationen eingekreuzt und könnte sich die Malariaresitenz dort durchsetzen, würden diese Mücken die Krankheit am Ende nicht mehr übertragen. Aber um ihr Ziel zu erreichen, verwenden die Forscher um James Gentechnik: Und das ist nicht nur in Deutschland umstritten. (inwu)