Netz-Login per Mobile Connect: Mobilfunkprovider bieten Identifikation für Netzdienste per Handy

Viele Internet-User nutzen ihre Log-ins bei Google oder Facebook auch, um sich bei anderen Netzdiensten anzumelden. Künftig sollen die Anwender dazu Dienste aus Deutschland verwenden können. Dabei soll das Mobiltelefon eine tragende Rolle spielen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 41 Kommentare lesen
Smartphone
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Verbraucher in Deutschland sollen sich künftig mit ihrem Mobiltelefon sicher bei gängigen Internetdiensten anmelden können. Bei dem Verfahren Mobile Connect soll nicht mehr die Eingabe eines Benutzernamens und Passworts notwendig sein, teilten die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica mit. Das Verfahren soll im Einkauf in Online-Shops und bei der Anmeldung in Internet-Portalen und Netz-Diensten funktionieren. Später sei auch ein Log-in bei digitalen Behördengängen damit möglich. Der Dienst solle Mitte 2018 starten.

Als erster großer Partner in Deutschland werde die Identitäts- und Datenplattform verimi künftig das Verfahren anbieten. Verimi ist eine branchenübergreifende Datenplattform von mehreren Konzernen aus Deutschland, darunter Allianz, Axel Springer, Daimler, die Deutsche Bank mit der Postbank und dem Kartendienst Here. Sie wollen mit verimi gegen die Dominanz von US-Schwergewichten wie Google und Facebook ankämpfen.

Die Mobilfunkprovider betonten, das Log-in mit dem Mobiltelefon sei besonders unkompliziert und dabei sehr sicher. "Die Anbieter geben den Nutzern damit die Kontrolle über ihre eigenen Daten", sagte Alex Sinclair, Technikchef des internationalen Branchenverbandes GSMA. Der Dienst ermögliche es Nutzern, Unternehmen und Behörden bequem in einer privaten und vertrauenswürdigen Umgebung zu interagieren.

Wenn eine Website oder App die neue Log-in-Möglichkeit unterstützt, wird eine SMS an das Handy des Kunden mit einem Link verschickt. Über diesen Link kann der Anwender dann dem Netzbetreiber die verschlüsselte Übermittlung einer Kundenreferenznummer an den Portalbetreiber erlauben. Danach kann der Kunde auch ohne die Eingabe eines Passworts auf den geschützten Bereich zugreifen.

Bei dem System können die Anwender auch ihre Lieferadresse und Bankverbindung an einen Online-Shop sicher übertragen lassen. Dieser Datenaustausch müsse aber explizit freigegeben werden. "So wird sichergestellt, dass der Kunde jederzeit die volle Kontrolle über seine persönlichen Daten behält", teilten die Partner mit.

Mobile Connect und verimi nutzen Open ID Connect, das auf dem Identifizierungsprotokoll OAuth 2.0 aufsetzt. Mobilfunkprovider können Mobile Connect entweder selbst implementieren, oder es über Mobile Connect Accelerator an einen externen Dienstleister auslagern. Unter anderem bietet Ericsson dies als Managed Service an.

In Netz-Diensten und Online-Portalen kann Mobile Connect als weitere Login-Option aufgenommen werden und steht dann Usern wie die Login-Angebote beispielsweise von Facebook und Google zur Verfügung. Entwickler können diese Option unter anderem direkt mit einem Provider implementieren, der Mobile Connect anbietet. Neben der Login-API will Mobile Connect in der Zukunft auch APIs für Bezahl- und Lokalisierungsdienste anbeiten. Die GSMA bietet auf einer Informationseite Übersichten und technische Details zu der Login-API an. Außerdem soll Mobile Connect auf dem Mobile World Congress Entwicklern und Providern vorgestellt werden.

Neben verimi wurde im vergangenen Jahr ein zweites Projekt aus Deutschland für ein übergreifendes Registrierungs- und Anmeldeverfahren im Internet angekündigt. In der "Log-in-Allianz" haben sich RTL Deutschland, ProSiebenSat.1 Media sowie die United Internet AG mit web.de und gmx zusammengetan. Der Dienst soll ebenfalls 2018 starten. (mit Material von dpa) / (jk)