Ohrwürmern auf der Spur

Informatiker der Rheinischen Friedrich Wilhelm Universität in Bonn haben eine Suchmaschine für Musikstücke entwickelt.

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Von
  • Thorsten Dambeck

Bonner Informatiker haben eine Suchmaschine für Musikstücke entwickelt. Mit Hilfe ihres Programms "notify" wird es künftig möglich sein, Musikfragmente einer Quelle zuzuordnen, vorausgesetzt, diese sind in einer Datenbank registriert. "Das Fragment muss dem Programm momentan noch in Partitur-nahem Format als MIDI-Daten übergeben werden. Im Herbst ist jedoch eine Programmerweiterung auf gepfiffene oder gesummte Musiksequenzen geplant", erklärt Professor Michael Clausen von der Rheinischen Friedrich Wilhelm Universität im Gespräch mit heise online.

Notify geht mit Suchanfrage tolerant um, auch wenn eine Melodie falsch gepfiffen oder gesummt wird. "Schließlich stimmt der Rhythmus nie genau, oder der Ton wird nicht exakt getroffen", erläutert Dr. Frank Kurth, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt ist. Wie beim Ergebnis einer Volltextsuche ist das Suchergebnis umso besser, je spezifischer die Anfrage formuliert ist. "Die Erkennung der Musikpassage ist strukturell einfacher als die softwaregestützte Texterkennung", stellt Clausen klar, der seit etwa einem Jahr mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgesellschaft an der Software arbeitet.

Ein weiteres Resultat dieser Arbeit ist das Programm "audentify". Diese Software stößt insbesondere auf das Interesse von Musikfirmen, da mit der Software Filter erstellt werden können, die den Austausch rechtlich geschützter Musikdateien im Internet kontrollieren. Das Programm identifiziert nicht nur bestimmte Musikstücke oder Fragmente aus diesen Stücken, es kann darüber hinaus verschiedene Versionen ein und desselben Stücks unterscheiden. Als Input verwendet es Sequenzen von Musikmitschnitten, wie sie auf einer Audio-CD abgelegt oder in komprimiertem MP3-Format gespeichert sind. Die rund 650 MByte Daten einer Musik-CD werden auf einen Index abgebildet, der etwa ein zweitausendstel des Datenumfangs ausmacht. So entstehen Datenbanken, die die spezifischen Eigenschaften von Musikstücken kompakt erfassen und sich deshalb schnell durchsuchen lassen.

Ob und in welcher Form die neue Technologie dem normalen Internet-Nutzer zur Verfügung stehen wird, ist im Moment noch unklar. "Es sind eine Reihe von Urheberrechtsfragen zu klären", sagt Professor Clausen, der mit seinem Kollegen Kurth die Vermarktung des technischen Know-how in einem eigenen Unternehmen plant. (thd)