Blaupause der Roboter-Apokalypse

Klassiker neu gelesen: Čapeks „R.U.R. – Rossum’s Universal Robots“ zeichnete schon vor fast 100 Jahren die Herrschaft der Maschinen vor.

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Man kennt Karel Čapek – wenn man ihn kennt – vor allem als Schöpfer des Wortes „Roboter“. In seinem Theaterstück „R.U.R. – Rossum’s Universal Robots“, das am 25. Januar 1921 in Prag seine Premiere hatte, tauchte der Begriff das erste Mal auf.

Schon im folgenden Jahr kam das Stück an den Broadway, mit dem jungen Spencer Tracy in einer Nebenrolle als Roboter. Damit wurde das Wort auch im englischsprachigen Raum populär. Es geht auf das slawische „robota“ (Zwangsarbeit, Frondienst) zurück.

Doch mit der Reduktion auf diese Wortschöpfung tut man Čapek doppelt unrecht: Erstens ging sein Einfluss weit über diese Begriffsprägung hinaus. Der tschechische Journalist und Autor war siebenmal für den Literatur-Nobelpreis nominiert, starb aber schon 1938 im Alter von 48 Jahren an einer Lungenentzündung. Und zweitens hatte gar nicht er, sondern sein älterer Bruder Josef den Begriff erfunden.

Das stellte Karel Čapek selbst in einem Brief an das Oxford English Dictionary klar: „Ich weiß nicht, wie ich diese künstlichen Arbeiter nennen soll“, habe er seinem Bruder geklagt. „Ich könnte sie Labori nennen, aber das scheint mir etwas gekünstelt.“ Josef, seinerzeit bekannter Maler und Autor, murmelte, einen Pinsel im Mund: „Nenn sie halt Roboter.“

Mit R.U.R. lieferte Čapek die Blaupause für das bis heute beliebte Genre der Robot-Apokalypse. Der Dreiakter spielt um das Jahr 2000 in einer Fabrik, die seelen- und willenlose Arbeiter am Fließband herstellt. Sie haben nichts mit den Blechkameraden zu tun, mit denen Roboter später assoziiert wurden, sondern bestehen aus Fleisch und Blut. Äußerlich sind sie nicht von Menschen zu unterscheiden. In heutiger Terminologie wären sie also eher „Replikanten“ oder „Androiden“.

Die Geschöpfe verbreiten sich schnell und dominieren die Weltwirtschaft. Doch die Versuche, sie intelligenter und effizienter zu machen, münden darin, dass sie einen eigenen Willen entwickeln und ihre Schöpfer umbringen.

Isaac Asimov fand das Stück zwar fürchterlich, aber seine berühmten drei Robotergesetze dürften eine direkte Reaktion auf Čapeks marodierende Roboterbanden gewesen sein.

Karel Čapek: R.U.R., Taschenbuch ab ca. 10 Euro, E-Book (englisch) kostenlos bei Project Gutenberg.

(anwe)