Syrien: Erneuter Angriff auf mutmaßliche Hizbollah-Basis

Angeblich hat die syrische Luftabwehr verhindert, dass der Angriff seine Ziele traf. Foto: Sana, syrische Nachrichtenagentur

Berichte vermuten israelische Luftwaffe hinter dem Angriff. Israelischer Geheimdienstminister Katz: USA könnten demnächst die Souveränität Israels über die besetzten Golanhöhen anerkennen

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Innerhalb von zwei Tagen wurden in Syrien erneut Ziele angegriffen, wo iranische Verbündete der syrischen Regierung im Spiel sind. Auf den Militärflughafen al-Dab’a bei der Stadt al-Qusayr, etwa 20 Kilometer südöstlich von Homs, wurden gestern Raketenangriffe gemeldet. An dem Ort sollen sich Hizbollah-Kämpfer aufhalten, die dort in früheren Kämpfen der syrischen Armee gegen bewaffnete Milizen eine maßgebliche Rolle gespielt hat.

Allgemein wird der Luftangriff der israelischen Luftwaffe zugeschrieben; auch die Jerusalem Post berichtet - nach Reuters Informationen - in diesem Sinne, ebenso Ha'aretz, wenn auch sehr viel zurückhaltender, was die Nennung der israelischen Luftwaffe als für den Angriff verantwortlich, betrifft.

Als konkrete Grundlage dafür werden hier wie dort Aussagen von Zeugen zitiert, die angeblich israelische Flugzeuge über dem Libanon gesehen haben. Dies wird in Zusammenhang mit den Explosionen im nahegelegenden al-Qusayr gebracht.

In der Regel gibt es dazu von offizieller israelischer Seite weder Bestätigung noch ein Dementi. Beobachter gehen dessen ungeachtet davon aus, dass ein israelischer Angriff plausibel ist, zumal es nicht der erste israelische Angriff in der jüngsten Vergangenheit auf "iranische Ziele" in Syrien war und israelische Vertreter wiederholt erklärt hatten, dass sie es nicht zulassen würden, das Iran in Syrien eine militärische Basis errichten oder ausbauen würden.

Das ist wie immer Interpretationssache. Iran hält dagegen, dass man von der syrischen Regierung zur Hilfe gerufen wurde - wie z.B. die Hizbollah 2013 bei Homs -, um die gewählte Regierung in Damaskus gegen die vom Ausland geförderten Milizen zu verteidigen.

Sicher ist, im israelischen wie im iranischen Kommando werden die Signale der jeweils anderen Seite verstanden; dort weiß man, wem der Angriff galt und was genau getroffen wurde. In der Öffentlichkeit wird dagegen wenig bekannt, wie die Tagesschau berichtet: "Ob es Schäden oder Opfer gab, ist noch nicht bekant(!)."

Indessen reklamiert die syrische Nachrichtenagentur Sana, wie schon bei vorhergehenden israelischen Angriffen auf syrisches Terrain, dass die Luftabwehr gut funktioniert habe und verhindert wurde, dass der Raketenangriff am Donnerstag sein Ziel erreichte.

Wo die "mindestens sechs Explosionen", von denen Aktivisten berichteten genau stattfanden, bleibt offen. Die erwähnten öffentlichen Erklärungen Syriens zum Gebrauch des Luftabwehrsystems signalisieren, dass sich das syrische Militär zumindest nicht in jedem Fall nach den Warnung aus Israel richten wird, mit der Luftabwehr zurückhaltend umzugehen.

Die Golanhöhen

Geht es nach Informationen des Kriegsreporters Elijah J.Magnier, der angeblich Zugang zu hochrangigen Quellen in der Hizbollah hat, so ist es nach seinem Situationsbericht möglich, dass die eng mit Iran verbundene Hizbollah auf den Golanhöhen zurückschlägt.

Wobei zu bedenken wäre, dass die Hizbollah, die gerade ihre politische Macht im Libanon ausbaut, möglicherweise kein allzu großes Interesse an einer militärischen Auseinandersetzung mit Israel in Syrien haben dürfte.

Der israelische Geheimdienstminister, Israel Katz, zu dessen Zuständigkeit auch das Transportministerium gehört und dessen Namen immer wieder mal in der Netanjahu-Nachfolgerdiskussion fällt, sorgt aktuell mit einer anderen Aussage für Aufmerksamkeit:

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur deutete Katz an, dass die USA die "Souveränität Israels über die besetzten Golanhöhen anerkennen" könnten. "Die Wahrscheinlichkeit, dass dies passieren werde, sei seiner Meinung nach hoch", wird dann auch von anderen Medien berichtet "Auf die Frage, ob die Entscheidung noch in diesem Jahre fallen könnte, antwortete er: 'Ja, in mehr oder weniger ein paar Monaten.'"

Nach der offiziellen Anerkennung Jerusalems als de facto-Hauptstadt Israels auch die amerikanische Anerkennung der annektierten Golanhöhen als israelisches de facto-Hoheitsgebiet? Kaum zu glauben. Aber solange der "große Friedensplan" der US-Administration für Israel/Palästina noch in den Schubladen bleiben muss, blühen die Spekulationen. Die Aussagen von Katz erscheinen allerdings ernsthaft, da sie über Iran aufgezäumt wird:

"Die schmerzhafteste Antwort, die man dem Iran geben kann, ist die Anerkennung der israelischen Souveränität über den Golan – mit einer amerikanischen Erklärung, einer Proklamation des Präsidenten, verankert im Gesetz."