Das ist doch gar nicht erwiesen

Wissenschaftsskeptiker wie Impfgegner und Klimaleugner verwenden gerne scheinbar rationale Argumente. Darauf einzugehen bringt in der Regel überhaupt nichts.

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"Ich will das nicht wissen". Wenn es einen Satz gibt, den ich zutiefst frustrierend finde, dann diesen. Wenn jemand mitten in einer Diskussion einfach dicht macht, und die Annahme weiterer Fakten einfach verweigert, weil sie ihn in seiner Weltanschauung erschüttern könnten, erschüttert das meinen Glauben an den menschlichen Verstand - obwohl ich so etwas schon mehrfach erlebt habe. Wie kann jemand sich weigern, zu denken?

Eine Frage, die offenbar auch andere beschäftigt.

Der niederländische Psychologe Bastiaan T. Rutjens hat untersucht, aus welchen Gründen Menschen wissenschaftliche Aussagen nicht akzeptieren wollen. Sein Ergebnis: Wissenschaftsfeindlichkeit als übergeordnete Kategorie gibt es nicht. So genannte Klimaskeptiker haben überhaupt nichts gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel und lassen ihre Kinder auch impfen, während Impfgegner ganz entschieden für die Bekämpfung der Klimawandels eintreten können.

Natürlich kann man über diese Resultate diskutieren: Die Fallzahlen sind recht klein und die Angaben über politische oder religiöse Ausrichtung beruhen in der Regel auf Selbstauskünften. Trotzdem ist das Ergebnis sehr interessant, denn daraus folgt unter anderem, dass Aufklärung in manchen Fällen überhaupt nichts bringt.

Wer vorwiegend aus politischen Gründen gegen jede Maßnahme zur Begrenzung des Klimawandels ist, wird zwar möglicherweise "klimaskeptisch" argumentieren, ist aber an einer rationalen Diskussion nicht interessiert. Ähnliches gilt auch für Menschen, die Genmanipulationen aus religiösen Gründen - beispielsweise als unzulässigen Eingriff in die Schöpfung - ablehnen, aber in Diskussionen viel lieber auf vermeintliche Gesundheitsgefahren verweisen.

Jeder Versuch, diesen Menschen mit rationalen Argumenten und Tatsachen beizukommen, muss zwangsläufig ins Leere laufen. Das ist eine bittere Lektion, aber sie könnte auch helfen, so manche Kraftverschwendung zu vermeiden. Wie hieß dass doch damals so schön: "Wer, wie, was, wieso, weshalb warum, wer nicht fragt, bleibt dumm".

(wst)