Canon EOS R: Spiegelloses Vollformat mit 30 Megapixeln

Antwort auf Nikon Z und Sony A7: Mit der EOS R hat nun auch Canon eine spiegellose Systemkamera mit Vollformatsensor im Angebot.

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Canon EOS R: Spiegelloses Vollformat mit 30 Megapixeln

(Bild: Canon)

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Es ist nur noch eine Vollzugsmeldung, die technischen Daten stehen seit Tagen im Netz: Canon nimmt mit der EOS R seine erste spiegellose Systemkamera mit Vollformatsensor ins Angebot. Mit ihr führt der Hersteller auch ein neues Bajonett ein: RF (Durchmesser 54 Millimeter). Mithilfe von Adapterlösungen sollen aber auch die EF- und EF-S-Objektive der DSLR-Familie an die Spiegellose passen.

Damit ist die Nummer 1 am Kameramarkt nun hinter Sony, Leica und Nikon die Nummer 4 beim spiegellosen Vollformat. Nicht nur, weil sie seit Sonntag im Netz kursieren, sind die Fakten zur EOS R keine Überraschung. Canon serviert Hausmannskost und lässt seine Neue auf Augenhöhe mit der Profi-DSLR-Schwester EOS 5D Mark IV stehen.

Canon EOS R in Bildern (7 Bilder)

Die EOS R ist die erste spiegellose Systemkamera mit Vollformatchip bei Canon. Sie begründet ein neues System: EOS R samt neuem Bajonett.
(Bild: Canon)

In ihrem Inneren arbeitet ein CMOS mit Dual-Pixel-Technik und Dual-Pixel-Raw-Unterstützung. Im Prinzip handelt sich bei Ersterer um eine sensorbasierte Phasenerkennung für den Autofokus. Auf bis zu unglaubliche 5655 AF-Punkte soll der Sensor es insgesamt bringen, damit ist auch Sonys spiegellose Vollformatfamilie A7 getoppt.

Die Pixel des Chips besitzen dafür zwei Fotodioden, die getrennt voneinander ausgelesen werden können. Schon die 5D Mark IV beherrschte diese Technik, um sie im LiveView-Betrieb flotter zu machen, was in unserem Test in c't Fotografie 6/2016 nur bedingt klappte. Es bleibt abzuwarten, ob Canon den Autofokus der EOS R konkurrenzfähig schnell bekommen hat. Das Versprechen ist mit 0,05 Sekunden schon einmal groß.

Das sogenannte Dual-Pixel-Raw, welches Fotografen ebenfalls schon von 5D Mark IV kennen, soll weitreichende Schärfekorrekturen am PC ermöglichen. Hierfür liest die Kamera die Informationen der Dual-Pixel nicht nur zusammen aus, sondern auch getrennt. Auf eine Sensor-basierte Bildstabilisierung verzichtet Canon.

Mit einer Auflösung von 30 Megapixeln positioniert sich die EOS R im Auflösungsmittelfeld. Sonys hochauflösende spiegellose Vollformatkamera 7R III arbeitet mit 42 Megapixeln, Nikons Z7 mit 45 Megapixeln. Die niedriger auflösenden Sony A7 und Nikon Z6 kommen je auf 24 Megapixel. Anders als diese Hersteller konzentriert sich Canon zum Start in die neue Geräteklasse auf eine Kamera. Es bleibt abzuwarten, ob später ein Einsteiger-Modell auf dem Level der 6D Mark II folgen wird.

Die Serienbildrate gibt Canon mit etwa acht Bildern pro Sekunde an. Soll die Kamera ein Motiv mit Autofokus verfolgen, verringert sich die Rate auf fünf Bilder pro Sekunde. Da ist Nikons Z7 schneller, sie soll es auf neun Bilder pro Sekunde bei voller Autofokusunterstützung bringen, Sonys A7R III auf zehn Bilder pro Sekunde mit AF/AE-Tracking. Video nimmt die EOS R maximal mit 4K-Auflösung von 3840 × 2160 Pixeln bei höchstens 30 Bildern pro Sekunde auf. Bild- und Filmdaten speichert sie auf SD-Karte. Nur ein Speicherkartenslot steht Fotografen dabei zur Verfügung. Über den HDMI-Port gibt sie Videos mit 10 Bit aus.

Beim Sucher setzt Canon ein OLED ein. Seine Auflösung liegt wie bei der Nikon Z bei 3,69 Millionen Pixeln bei einem Vergrößerungsfaktor von 0,71-fach. Auch in Nikons Z-Kameras steckt ein Sucher mit OLED-Technik und eine Auflösung von 3,69 Megapixeln. Mit seiner aufwändigen Optik ermöglicht sie einen Vergrößerungsfaktor von 0,8. Sonys A7R III bietet dieselbe Auflösung bei einer 0,78-fachen Vergrößerung. Das rückseitige Display mit einer Auflösung von 2,1 Millionen Pixeln ist dreh- und schwenkbar. Via Touch können Fotografen unter anderem den Autofokus steuern.

Wie die Nikon Z-Serie hat auch die R ein Schulturdisplay, das wichtige Kamera-Einstellungen auf einen Blick zeigt.

Zum Start der EOS R will Canon vier Objektive anbieten. Mit dem RF 35 mm f/1.8 Macro IS STM (550 Euro; ab Dezember) und dem Canon RF 50mm f/1.2L USM (2500 Euro, ab Ende Oktober) sind zwei lichtstarke Festbrennweiten dabei. Das RF 50mm soll zudem mit einem besonders schnellen Autofokus ausgestattet sein. Mit dem Canon RF 28-70mm f/2L USM (3250 Euro, ab Ende Dezember) sowie dem Canon RF 24-105mm f/4L IS USM (1200 Euro, ab Oktober) kommen zwei hochwertige, lichtstarke universelle Zoom-Objektive dazu.

Insgesamt will Canon vier Adapterlösungen für EF- und EF-S-Objektive anbieten. Ein einfacher Bajonett-Adapter für 110 Euro und ein Modell mit Einstellring für 220 Euro sollen zum Marktstart der Kamera bereitstehen. Eine Version mit integriertem Polfilter-Einschub für 330 Euro wird zusammen mit einem Adapter mit integriertem ND-Filter-Einschub (450 Euro) voraussichtlich im Februar 2019 folgen.

[Update, 05.09.; 11:20 Uhr): Die Meldung wurde um deutsche Preise und Markteinführung ergänzt]

Ab 9. Oktober soll die Canon EOS R in den Handel kommen und dann ohne Objektiv knapp 2500 Euro kosten. Im Bundle mit dem Canon RF 24-105mm f/4L IS USM sollen 3500 Euro fällig werden.

Die EOS 5D Mark IV startete mit 4065 Euro in den Markt. Nikon will mit seinem Z-System ab Ende September in den Handel gehen. Die Z7 macht dann den Anfang und soll mit Adapter etwa 3850 Euro kosten.

Die EOS R will sich wie die DSLR-Schwester EOS 5D Mark IV als solides Arbeitspferd empfehlen. Die spiegellose Konkurrenz ist dabei äußerst mächtig. Nikon bietet mit Z6 und Z7 gleich zwei Alternativen für unterschiedliche Schwerpunkte. Sony ist bereits seit 2013 mit spiegellosen Vollformatkameras am Markt und kann entsprechend von seiner Erfahrung profitieren: sensorbasierte 5-Achsen-Bildstabilisierung, zwei Speicherkarten-Slots, eine höhere Serienbildrate und ein schneller, präziser Autofokus sind nur einige davon. (ssi)