Warnen ist wieder in

Microsoft macht es vorerst nur in der Beta. Warnen. Hach, endlich wieder

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Es ist schon ein wenig her, die Älteren unter uns werden sich vielleicht noch daran erinnern. Da gab es einmal so etwas wie den "Browser War". Das war eine Zeit, in der Netscape als Alternative zum Internet Explorer eine ganz große Zukunft vorausgesagt wurde. Und das wollte zumindest Bill Gates nicht. Also machte man es der Alternative zunehmend schwer, auf einem Windows-Gerät zum Laufen gebracht zu werden. Und man installierte den Explorer bei Windows einfach mit. So in etwa zwischen 1995 und 2001. Dann schritt der US-Staat ein, machte "DuDuDu" und ließ mit Hilfe des Department of Justice eine ordentliche Keule aus dem Sack.

Microsoft kraulte zurück, versprach Besserung und sah sich mit einem Schwund des eigenen Marktanteils konfrontiert. Seitdem versucht man schon immer wieder subtil das Steuer herumzureißen. Auch im Wissen, dass das DOJ und die EU-Kommission hier keinen Spaß verstehen und schnell wieder vor der Türe stehen, sollte sich das gute Betragen aus Seattle wieder in einen Rückfall zu Ballmer und Gates verändern.

Nun aber gibt es diese Windows 10 Version, die bald ausgerollt werden könnte. Und ein paar Tester berichteten plötzlich über einen Screen, der freundlich mit der Keule aus Redmond eine Warnung ausspricht, dass man keinen weiteren Browser zu installieren brauche, man habe doch bereits Edge. Und das sei toll.

Subtil und psychologisch nett aufgebaut. Mit einem lächelnden Tag-ein-Tag-aus-Gesicht als Comic neben der Warnung. Das so aussieht wie ein netter Assistenzarzt, der einem klar macht, man solle doch jetzt nicht wieder das Rauchen anfangen. Das sei sicherer. Natürlich geht es nur um Sicherheit. Das tut es immer. Deshalb ja die Warnung.

Genauso möchten wir auch generell behandelt werden. In einer Kneipe zum Beispiel, genau beim Bestellen der zweiten Runde, wird der Kellner in Zukunft lächelnd neben uns stehen, uns darauf aufmerksam machen, dass wir doch bereits ein gutes Bier als erste Runde hatten (das stand da schon beim Hinsetzen, merkwürdig) und dass wir jetzt nicht einfach eine andere Sorte bestellen sollten, auch wenn das unsere Lieblingsbrauerei wäre.

Eben.

Das ist total lieb vom Kellner, so soll es weitergehen.

Tut es auch. Vorerst zum Beispiel bei YouTube, das jetzt Eltern einen Filter anbietet, der ihren Kindern nicht mehr alles auf YouTube zeigt. Das ist vernünftig, zum Beispiel lassen sich so endlich die Saufvideos des Vaters unterbinden, der dem Kellner eben nicht zugehört und seine Lieblingsmarke gleich dreimal bestellt hat.

Warnungen sind wieder in. Unmündige Konsumenten muss man vorsichtig und freundlich durch das Chaos des täglichen Lebens voller Lieblingsbiere und Videos leiten. Das ist - gut - nicht immer ganz uneigennützig, aber bitte: am Ende haben doch alle etwas davon. Nur Chrome nicht. Den soll niemand mehr installieren. Aber hey, das ist eh Google & Co.