West Virginia will per App wählen lassen

Bei den anstehenden Zwischenwahlen setzt West Virginia auf Smartphone und Blockchain zur Stimmabgabe. Das Verfahren soll manipulationssicher sein.

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West Virginia will per App wählen lassen

Wahlen auf die herkömmliche Art: per Stimmzettel und ohne App.

(Bild: Vario Images)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Mike Orcutt

Im November steht in den USA die Neuwahl der Abgeordneten des Repräsentantenhauses an, und auch ein Drittel der Sitze im Senat werden neu vergeben. Dabei wird der Bundesstaat West Virginia als erster einigen Wählern erlauben, ihre Stimmen per Smartphone-App abzugeben. An dem Pilotprojekt sollen hauptsächlich im Ausland stationierte Soldaten teilnehmen. Der Entschluss der Behörden ignoriert die Warnungen der Experten für Cybersicherheit. Aber noch mehr überrascht es, wie die Beamten die Risiken minimieren wollen: durch den Einsatz der Blockchain.

TR 10/2018

Technology Review Oktober 2018

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 10/2018 der Technology Review. Das Heft ist ab 13.09.2018 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:

Bekannt wurde das Projekt im Mai, als der Staat im Rahmen der Vorwahlen die App des Bostoner Start-ups Voatz testete. Der Probedurchgang war auf die in zwei Bezirken registrierten ausländischen Wähler beschränkt. Da die Ergebnisse angeblich die geforderten Standards erfüllten, wollen die Behörden nun allen im Ausland lebenden Wählern aus West Virginia die Stimmabgabe per App ermöglichen. Die Beamten glauben, solch eine bequeme Art der Abstimmung werde die Wahlbeteiligung erhöhen. Außerdem gehen sie davon aus, dass eine schwer zu manipulierende Blockchain den Wahlprozess vor Einmischung schützen kann.

Das Voatz-System identifiziert die Nutzer per biometrischer Authentifizierung, bevor sie einen elektronischen Stimmzettel markieren. Die Stimmen werden dann in einer privaten Blockchain aufgezeichnet. Das Unternehmen sagt, dass sein System bei einer allgemeinen Wahl acht „verifizierte Validierungsknoten“ oder von der Firma kontrollierte Computer zur algorithmischen Prüfung der Daten nutzt, bevor die Stimmen der Blockchain zugefügt werden. Doch die Sicherheit des Online-Wahlprozesses ist umstritten. „Es ist nicht so, dass Blockchains schlecht sind“, sagt der Kryptografie- und Sicherheitsforscher Matt Blaze von der University of Pennsylvania, der schon den Kongress über das Thema informierte. „Aber sie führen zu neuen Sicherheitslücken.“ Blaze zufolge ist die Absicherung der Stimmabgabe gegen Betrug „einfacher und sicherer mit anderen Ansätzen“ zu verwirklichen.

„Das System ist nicht so sehr eine Blockchain-basierte Anwendung, sondern eine mobile Anwendung mit einer Blockchain“, sagt Marian K. Schneider. Die Blockchain könne die Informationen, die über das Internet übertragen werden, nicht schützen und nicht garantieren, dass die Entscheidungen eines Benutzers genau wiedergegeben würden, warnt die Präsidentin der US-Stiftung Verified Voting.

Viele Sicherheitsexperten halten Online-Abstimmungen grundsätzlich für unsicher. 2015 prüfte ein Team aus Kryptografen, Informatikern und Politologen die Möglichkeiten einer Internetabstimmung in den USA. Es kam zu dem Schluss, dass die Technik noch nicht reif dafür sei. Ans Internet angeschlossene Geräte vor Hackern zu schützen, sei schon schwierig genug. Aber es sei eine große Herausforderung, ein Online-System mit all jenen Attributen zu entwickeln, die man von demokratischen Wahlen erwarte.

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