Alt werden mit Aufräumen

Eine Reihe von Biotech-Unternehmen erforscht einen neuen Ansatz gegen Alterskrankheiten: das Entfernen alter Zellen, die sich nicht mehr teilen. Doch noch ist fast nichts über die Erfolgschancen bekannt.

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Alt werden mit aufräumen

(Bild: Wikipedia / PD)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Karen Weintraub

Mehrere neue Unternehmen im Bereich Anti-Aging wie Unity Biotech, Cleara Biotech und Oisin Biotechnologies setzen auf einen Zusammenhang zwischen so genannten seneszenten Zellen und den Auswirkungen des Alterns. Ihre Hoffnung: Wenn man Zellen wegräumt, die diesen schlafähnlichen Zustand erreicht haben, kehrt jugendliche Frische zurück.

Bislang war wenig darüber bekannt, wie sich diese Zellen, die sich nicht mehr teilen, auf das Gehirn auswirken, doch das hat sich jetzt geändert. US-Wissenschaftler haben sich eingehend mit den Gehirnen von Mäusen beschäftigt und sind zu einem Ergebnis gekommen: Seneszente Zellen könnten eine Rolle bei Neurodegeneration und Gedächtnis-Verlust spielen.

Hauptautor der Studie war Darren Baker von der Mayo Clinic im US-Bundesstaat Minnesota. Wie sich darin zeigte, ließ sich durch die Entfernung von seneszenten Zellen oder Maßnahmen gegen deren Entstehung eine Gehirn-Degeneration bei Mäusen, die dazu neigten, verhindern.

Diese in Nature veröffentlichten Ergebnisse gehören zu den ersten, die sich näher mit Seneszenz und deren möglicher Verbindung mit Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson beschäftigen. „Ich halte das für eine sehr interessante neue Richtung, eine neue Betrachtungsweise von Alterung“, sagt Li-Huei Tsai, Leiter des Picower Institute for Learning and Memory am M.I.T., der einen Kommentar zu der Studie geschrieben hat. „Ich bin relativ optimistisch, dass diese neue Idee viele Leute dazu bringen wird, darüber nachzudenken.“

Wie der Molekularbiologe Baker erklärt, ist die Idee, seneszente Zellen zu entfernen, noch weit von Versuchen mit Menschen entfernt. Erste Tests dieses Konzepts gegen Alterung gibt es bei Unternehmen wie Unity Biotech (das Patente besitzt, in denen Baker als Miterfinder genannt wird). Sie zielen aber auf konkrete Krankheiten wie Arthritis im Knie ab statt auf Alterung insgesamt.

Baker interessiert sich für Seneszenz, seit er vor 15 Jahren eine Maus genetisch so verändern wollte, dass sie stärker zu Krebs neigt. Stattdessen wurde jedoch ihr Alterungsprozess beschleunigt, berichtet er, und es gab Anzeichen dafür, dass seneszente Zellen dabei eine Rolle spielten.

Die Jagd auf diese alten Zellen ist bei einigen Anti-Aging-Unternehmen zu einem wichtigen Thema geworden. Wie Baker sagt, ist aber noch nicht sicher, ob das Abzielen auf seneszente Zellen im Gehirn nützlich sein oder Nebenwirkungen wie das Auslösen von Krebs haben wird. „Wir wissen es einfach noch nicht“, sagt er.

Weil sich reife Nervenzellen von Natur aus ohnehin nicht teilen, war bislang nicht klar, wie sie von Seneszenz beeinflusst werden. Die neue Studie spricht dafür, dass die „Helfer“-Zellen – die Mikroglia und Astrozyten um die Neuronen herum – eine zentrale Rolle für die beobachteten Alterungseffekte spielen.

(sma)