Die Zukunft wird Söder

Mit Bavaria One will Markus Söder ins Weltall. Schafft es aber erstmal nur auf die Hohn- und Spottwelle von Twitter & Co.

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Von
  • Anton Weste

Dieses Logo ist nicht sein Ernst! Ist es leider doch. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder beschloss vergangene Woche mit seinem Kabinett ein Zukunftsprogramm namens Bavaria One, das 700 Millionen Euro in Digitalisierung, Robotik, künstliche Intelligenz, Quantencomputer, Hyperloop und Raumfahrt investieren soll. Die Verkündung bei Twitter garnierte er mit einem Foto auf dem er vor einem riesigen Bavaria-One-Logo mit seinem Konterfei steht: Söder, Herr über die Planeten, lächelt selbstgefällig von den Sternen auf das von irdischen Widrigkeiten geplagte Volk herab.

Programme für Zukunftstechnologien und Hightechprojekte haben es im öffentlichen Ansehen schon schwer genug. Auch wenn es sich um langfristig lohnende Investitionen handelt, wirkt das Versprechen ihres Nutzens vage und fern. Sie sind ein leichtes Ziel für die "Haben wir keine dringenderen Probleme?"-Fraktion. Entsprechend schnell kamen die Verweise auf viele andere Baustellen der bayrischen Landespolitik. "Worin Sie währenddessen nicht investieren: Bezahlbare öffentliche Wohnungen, gebührenfreie Kitas, unbefristete Jobs für Angestellte Lehrkräfte", antwortete Juso-Vorsitzender Kevin Kühnert auf Söders Tweet.

Wer in die Zukunft investieren will und mit seinen Stichworten zu hoch zielt, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, bestenfalls ein Science-Fiction-Träumer zu sein oder im schlechteren Fall schlicht keine Ahnung von der Materie zu haben. So erging es etwa Dorothee Bär, ebenfalls CSU, die als Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung ja irgendwie auch in Zukunft macht. Als sie sich im März mit ihren Flugtaxis vergaloppierte, ergab das zwar eine schöne Satirevorlage, aber es lenkte auch von der Botschaft ab, die Bär ungelenk vermitteln wollte: Dass ihre Aufgabe ebenso darin besteht, über die Legislaturperiode hinaus zu denken. Dass Digitalisierung mehr ist als das aktuell mangelhafte Breitbandnetz. Dass Zukunftstechnologien in Planungen Berücksichtigung finden sollten.

Nun also ein Markus Söder, der wie der Ehrwürdige Vorsitzende Mao von der Wand lächelt. Mit dieser Präsentation gibt er das in Teilen durchaus interessante Investitionsprogramm der Lächerlichkeit preis. Twitter & Co. bedanken sich, auf Häme und Spott reitet es sich gut durchs Netz. Dass da die sachliche Auseinandersetzung in den Hintergrund gerät, muss sich der Ministerpräsident selbst zuschreiben. Er sollte seine humorvoll gemeinte Selbstinszenierung dort lassen, wo sie hingehört: Bei der Fastnacht in Franken.

(anwe)