SMS-Ersatz: Apple wollte iMessage für alle

Der iPhone-Konzern verhandelte mit den Mobilfunkanbietern, um den IM-Dienst als SMS-Ersatz zu standardisieren. Die lehnten aber ab, erzählte ein Ex-Manager.

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Apple wollte iMessage für alle

Auf dem iPhone sieht man den Unterschied zwischen Apples iMessage-Dienst und SMS sofort.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 2 Min.

Apple hatte ursprünglich vor, seinen populären proprietären Kommunikationsdienst iMessage zum Mobilfunkstandard zu machen. Das hat einer der Väter des nur für iOS, watchOS und macOS erhältlichen Dienstes, Scott Forstall, in einem Interview verraten. Apple habe damals mit den Mobilfunkanbietern Verbindung aufgenommen, um das bestehende SMS-System zu erweitern und die dafür damals zumeist noch aufgerufenen Zusatzkosten "zu entfernen" – zu diesem Zeitpunkt hatten die meisten Nutzer noch keine SMS-Flatrate. "Aus verschiedenen Gründen" sei Apple hier aber nicht erfolgreich gewesen, so Forstall zum Wall Street Journal.

Forstall zufolge, der selbst im Jahr 2013 Apple als iOS-Chef im Streit verlassen musste, den Konzern aber immer noch schätzt, gab es unter anderem Schwierigkeiten, die existierenden Standards zu erweitern. Zudem gelang es nicht, eine Interoperabilität zwischen dem dann zu verändernden SMS-System und den Mobilfunkanbietern herzustellen. Und besonders wichtig: Die Carrier wollten weiterhin mit SMS Geld verdienen und – so Forstall – "einen signifikanten Umsatzstrom schützen".

Scott Forstall war Vizepräsident und iOS-Softwarechef – und ein wichtiger Vertrauter von Steve Jobs.

(Bild: Apple)

Das Ergebnis war schließlich, dass Apple seinen Dienst bis heute proprietär belassen hat – zum Leidwesen von Usern, die sich (auch) in der Android-Welt bewegen. iMessage läuft grundsätzlich nur auf Apple-Hardware, was auch für die dabei verwendete Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gilt. Wer Android-User erreichen will, muss sich der regulären (und vergleichsweise unsicheren) SMS bedienen beziehungsweise auf Fremddienste wie WhatsApp zurückgreifen. Eine iMessage-Version für Android hat Apple nie hergestellt und wird es laut eigenen bisherigen Aussagen wohl auch nie tun.

Auf iOS-Geräten gibt es eine strikte Trennung zwischen SMS und iMessages in der Nachrichten-App: Botschaften des Apple-Dienstes werden blau dargestellt, SMS in grüner Farbe. Manche iPhone-Besitzer grenzen Freunde mit Android-Handys dadurch unbewusst aus – so können Zusatzfunktionen in iMessage mit diesen nicht geteilt werden, etwa Animationen. Forstall zufolge ging es Apple immer darum, SMS besser zu machen: Die simple Textkommunikation habe sich "mehr wie ein Gespräch" anfühlen sollen.

Versuche von Mobilfunkanbietern, eigene SMS-Nachfolger zu implementieren, sind bislang auf breiter Front gescheitert. Dienste wie das Rich-Communications-Service-Protokoll (RCS) mit eigenen Apps der Carrier konnten sich kaum durchsetzen, während der SMS-Einsatz (und die Umsätze mit diesen) immer mehr schrumpft. (bsc)