Amazon erhält Milliarden für die neuen Konzernstandorte

Long Island City. Bild: King of Hearts/CC By-SA-3.0

Der Konzern soll neben Geldvorteilen primär nach Orten gesucht haben, um am besten Talente zu gewinnen, mit Arlington und Long Island City wird gegenüber dem Silicon Valley die Ostküste präferiert

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Seit einem Jahr konkurrierten Hunderte von amerikanischen Städten darum, zum Standort einer weiteren Zentrale von Amazon zu werden. Versprochen wurden von Amazon, der Konzern beschäftigt weltweit 610.000 Menschen, 250.000 in Nordamerika, 50.000 Arbeitsplätze. Skurril waren teilweise die Angebote an den Internetkonzern. Jetzt hat sich Amazon entschieden, nicht einen, sondern zwei neue Hauptsitze in Long Island City, New York, und in Alexandria (Crystal City), Virginia, zu bauen. Beide sollen jeweils 25.000 Arbeitsplätze anbieten, zusätzlich wird noch ein Logistikzentrum in Nashville errichtet.

Wie erwartet, wurden die beiden Standorte nicht nur wegen ihrer Lage, sondern auch wegen geldwerter Vorteile gewählt. Immerhin erhält Amazon vom Bundesstaat New York einen Zuschuss von 1,5 Milliarden US-Dollar. Angeblich soll es auch von New York City noch Gelder geben, deren Höhe aber noch nicht bekannt ist. Virginia lockte mit einer halben Milliarde Steuergelder, Tennessee mit über 100 Millionen.

Nach Angaben von Amazon erhält der Konzern vom Bundesstaat New York 1,525 Milliarden US-Dollar, davon seien 1,2 Milliarden ein leistungsgebundener Steuerkredit von 1,2 Milliarden, der auf den Löhnen basiert, die Amazon den Angestellten während der nächsten 10 Jahre zahlen wird. Das entspricht 48.000 US-Dollar pro Job mit einem Durchschnittseinkommen von 150.000 US-Dollar. Ausgezahlt wird das Geld nach den gechaffenen Arbeitsplätzen.

Versprochen wird eine Investition von 2,5 Milliarden US-Dollar, die Schaffung von 25.000 gut bezahlten Vollzeitjobs, eine Bürofläche von 370.000 Quadratmetern, die in Zukunft verdoppelt werden könnte, und Steuereinnahmen von mehr als 10 Milliarden US-Dollar während der nächsten 20 Jahre. Durch das neue Zentrum sollen Tausende von weiteren Jobs entstehen. Zudem hat Amazon zugesichert, dass auf dem Gelände auch ein Startup-Inkubator entsteht, zudem Platz für Künstler und Unternehmen. Der Konzern will einen Bauplatz für eine öffentliche Schule stiften und in Infrastruktur und neue Grünräume investieren.

Die ideale Stadt für IT-Konzerne

Interessant ist die Beschreibung der Vorzüge von Long Island City als Standort. Daraus lässt sich erschließen, was für die Ansiedlung eines Unternehmens und von gut bezahlten Angestellten an urbaner Struktur erforderlich ist, was aber möglicherweise durch den Zuzug von Tausenden von neuen Gutverdienern zerstört werden kann, weil damit eine massive Gentrifizierung verursacht wird.

Long Island City ist nicht nur gut angebunden an das Verkehrsnetz mit gutem Zugang zu New York City und den beiden Flughäfen, sondern bietet auch eine gemischte Wohnbevölkerung mit vielfältigen Freizeitmöglichkeiten, Parks an der Küste, akademischen Institutionen und kleineren und größeren technischen und industriellen Unternehmen. Auch Kunst ist präsent. Da will die gut verdienende kreative Klasse wohnen, Waterfront muss sein:

Located just across the East River from Midtown Manhattan and the Upper East Side, Long Island City is a mixed-use community where arts and industry intersect. It is a diverse community with a unique blend of cultural institutions, arts organizations, new and converted housing, restaurants, bars, breweries, waterfront parks, hotels, academic institutions, and small and large tech sector and industrial businesses. Long Island City has some of the best transit access in New York City, with 8 subway lines, 13 bus lines, commuter rail, a bike-sharing service, and ferries serving the area, and LaGuardia and JFK airports are in close proximity.

Amazon

Ähnlich werden die Vorteile des Standorts in Arlington beschrieben, wo Amazon ebenfalls mit 25.000 Angestellten landen und die Stadt umgraben wird. Hier gibt es allerdings nur 573 Millionen US-Dollar an steuerfinanzierten und ebenfalls leistungsgebundenen Zuschüssen. Die Angestellten sollen ebenso viel verdienen, investiert sollen ebenfalls 2,5 Milliarden werden, versprochen werden aber nur Steuereinnahmen von 3,2 Milliarden US-Dollar über die nächsten 20 Jahre, also nur ein Drittel von dem, was dem Bundesstaat New York in Aussicht gestellt wird.

Amazon will mit den beiden Standorten für hochqualifizierte Menschen attraktiv sein. Und weil beide an der Ostküste sind, könnte sich damit auch die Attraktion von Silicon Valley mindern, wo die Lebenshaltungskosten auch für die Gutverdiener der IT-Konzerne und Startups an die Substanz gehen. Amazon sagt, am wichtigsten bei der Standortwahl sei die Chance gewesen, Talente anzuziehen. Das soll auch der Grund gewesen sein, die Zentrale auf zwei Standorte aufzuteilen. Nach Jay Carney, Vizepräsident von Amazon, habe weder Bezos noch andere aus der Konzernführung die Standorte besichtigt.

Der Sprecher des New Yorker Stadtrats Corey Johnson schrieb, er kritisiere, warum der Stadtrat nicht in die Entscheidung einbezogen worden sei. Amazon sei eines der reichtsen Unternehmen der Welt, er verstehe nicht, warum der Konzern fast 2 Milliarden an Steuergeldern für seine Expansionspläne brauche, zu einer Zeit, "wo New York dringend Geld für bezahlbare Wohnungen, Verkehr, Infrastruktur und Bildung benötigt".

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