Keine Junkfood-Werbung in Londons U-Bahn

Der Londoner Bürgermeister will die Werbung für ungesundes Fast Food aus den U-Bahn-Stationen und von den Bushaltestellen verbannen. Aber genügt es, auf Lightprodukte zu setzen?

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Von
  • Inge Wünnenberg

Zunächst verblüfft es, dass in London vom 25. Februar an in den U-Bahn-Stationen und an den Bushaltestellen Werbung für ungesundes Junkfood verboten sein wird. In Deutschland ist es zum Beispiel nicht einmal gelungen, die Außenwerbung für Tabakprodukte zu unterbinden. Da fehlte es wohl an politischem Willen.

Aber dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan scheint es nicht an Motivation zu mangeln, Plakate für Nahrungsmittel und Getränke, die zu viel Salz, Fett oder Zucker enthalten, aus den Bereichen des Netzwerks Transport for London (TfL) zu verbannen. Denn wie die britische Internet-Zeitung The Independent berichtet, gehört London in Europa zu den Vorreitern, was Übergewicht und Fettleibigkeit unter Kindern betrifft. So sind beinahe 40 Prozent der 10- bis 11-Jährigen bereits mit einem als ungesund geltenden Gewicht befrachtet.

Für Bürgermeister Khan scheint es somit dringend geboten zu sein, die Notbremse zu ziehen. Denn die vom Phänomen Adipositas im vergangenen Jahr verursachten Kosten beliefen sich allein für den National Health Service auf 6,1 Milliarden Pfund. Allerdings wird das Verbot zum Beispiel für reguläre, zuckerhaltige Limonaden, nicht aber für Lightprodukte gelten. Auch die Fast-Food-Ketten dürfen durchaus noch Werbung schalten, aber nicht mehr für Pommes und Burger, sondern etwa für Salate. Und im Gegensatz zum Anpreisen von Schokoladenriegeln wird die Werbung für Nüsse oder Rosinen noch gestattet sein.

"Ich bin entschlossen, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um dieses Problem anzugehen und den Londonern zu helfen, für sich und ihre Familien gesunde Lebensmittel zu wählen", sagte Khan laut der Tageszeitung The Guardian. Chefkoch Jamie Oliver – selbst aktiv im Kampf gegen das Übergewicht von Kindern – begüßte den "erstaunlichen Schritt des Bürgermeisters und des TfL". Er wies zudem auf die überwältigende Unterstützung von Londonern hin, die laut und deutlich gesagt hätten, dass sie ein Transportsystem mit gesünderen Anzeigen und Botschaften wollen.

Die Frage ist nur: Genügt es, einfach die Limo durch ein Lightprodukt zu ersetzen, das eventuell trotzdem die Lust auf Süßes ankurbelt? Vielleicht sollte stattdessen lieber gleich auf Wasser gesetzt werden! Und wird die Salatwerbung von Fast-Food-Ketten wirklich funktionieren? Wird, wer solch einen Laden aufsucht, nicht doch eher zum Burger greifen, wenn er schon davor steht und die Wahl hat? Nimmt die Mehrheit den Apfel zum Menü – oder doch die Chips? Die Kampagne – so genial sie auf den ersten Blick wirken mag – legt doch nur die halbe Strecke zürück. Das mag auch daran liegen, dass man die solventen Limoproduzenten oder Fast-Food-Anbieter nicht vollends als Werbekunden verlieren will. (inwu)