DockerCon EU 2018: Ein Spagat zwischen Enterprise und Open Source

Totgesagte leben länger: Auch wenn kritische Stimmen im vergangenen Jahr den Tod von Docker prophezeiten, lockte die DockerCon EU immer noch 2200 Interessierte.

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DockerCon EU 2018: Ein Spagat zwischen Enterprise und Open Source
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Björn Bohn
Inhaltsverzeichnis

Ein turbulentes Jahr für Docker: Ende März feierte die Containerisierungsfirma ihr fünfjähriges Bestehen. Nur eine Woche später verließ der Mitgründer und langjährige CTO Solomon Hykes überraschend die Firma. Hykes begründete seinen Weggang damit, dass ein neuer CTO Docker und vor allem die Bezahlvariante Docker Enterprise Edition bei Firmen etablieren soll. Damit schloss sich gewissermaßen ein Kreis, nachdem im Mai 2017 der CEO Ben Golub seinen Platz räumte und Steve Singh den Posten einnahm, um die Firma wirtschaftlich stabil zu halten.

Aus Worten werden Taten: Die DockerCon EU setzt den Fokus ganz klar auf Firmenkunden. Gleichzeitig möchte Docker seine Open-Source-Wurzeln nicht vergessen, denn ein nicht unerheblicher Teil der rund 2200 Teilnehmer in Barcelona setzt sich aus Docker Captains, Mitwirkenden und Community-Mitgliedern zusammen.

Rund 2200 Menschen füllten den Keynote-Saal der DockerCon EU (Abb. 1).

Im Vergleich zur großen Ankündigung auf der europäischen DockerCon im vergangenen Jahr, dass die Produkte von Docker neben der hauseigenen Containerorchestrierung Docker Swarm nun auch den Kubernetes-Einsatz ermöglichen, wirken die zwei großen Ankündigungen der diesjährigen Konferenz fast bieder: ein weiteres Enterprise-Produkt neben dem existierenden Docker Enterprise sowie eine Open-Source-Spezifikation in Zusammenarbeit mit Microsoft, deren Potenzial sich erst noch in der Realität zeigen muss.

Sie verdeutlichen allerdings genau die Gratwanderung, die die Firma umzusetzen versucht. Zum einen möchte Docker Firmenkunden anlocken und bei Laune halten. Zum anderen möchte die Firma die Open-Source-Community, die das Containerformat Docker zu dem gemacht hat, was es heute ist, nicht aus den Augen verlieren.

Der neue CTO Kal De betonte die Open-Source-Wurzeln des Unternehmens (Abb. 2).

Die Dichotomie aus Enterprise und Open Source bestimmte nicht nur die großen Ankündigungen, sondern die gesamte DockerCon in Barcelona. Die Vorträge an den zwei Konferenztagen spalteten sich in sechs Vortragsräume mit unterschiedlichen Schwerpunkten: das Ökosystem, Docker-Technologie, Docker für Entwickler, Docker für Operations, Docker für Fortgeschrittene, aber es gab auch einen Raum mit Kundenberichten über den Unternehmenseinsatz von Docker.

Die Keynotes waren geprägt von einem fliegenden Wechsel zwischen Erfolgsgeschichten von Unternehmen und Tech-Demos. Das Werkzeuge wie Docker Assemble zum Erstellen von Docker Images ohne das eigenständige Schreiben von Docker Files oder Docker Compose für Kubernetes jetzt quelloffen zur Verfügung stehen, erwähnten viele der Sprecher fast beiläufig in einem Nebensatz.

Der Hallway Track sollte den Austausch zwischen den Teilnehmern fördern (Abb. 3).

Das Rahmenprogramm zielte ebenso auf beide Besucherstämme ab. Unter den rund 30 Ausstellern und Sponsoren waren vor allem Dienstleister und Tool-Anbieter wie Sysdig, Datadog oder Rancher, die ebenfalls Unternehmen als Kunden im Blick haben. Für die immer noch starke Docker-Community sollten bewährte Formate wie der Hallway Track zum gegenseitigen Kennenlernen und Austauschen oder spaßige Zeitvertreibe wie eine Stickertauschbörse, Kurzvorträge im Community-Theater oder die abendliche DockerCon-Party für Stimmung sorgen.

Auf der großen Bühne teilten sich die Community und Unternehmen abseits der großen Ankündigungen ebenfalls den Platz. Docker verlieh Auszeichnungen an Unternehmen für ihren Einsatz beziehungsweise Umstieg auf die Container-Technik, ehrte allerdings ebenso Community-Mitglieder, Docker Captains und Mitwirkende an Docker-Projekten.