Pro & Contra: Übertreibt Apple den Schlankheitswahn?
MacBooks und iOS-Geräte werden immer schlanker und leichter, auf der anderen Seite geht wertvoller Platz für Komponenten oder wechselbare Akkus verloren.
Artikel aus Mac & i Heft 1/2019, S. 7
Pro
Ein Grund, der entscheidend gegen den Kauf eines aktuellen MacBooks spricht, ist der hohe Preis für mehr SSD-Kapazität. Will man 1 TByte, zahlt man 1000 Euro Aufpreis gegenüber dem Standardmodell mit 128 GByte. Besser wäre etwas Platz und eine Steckverbindung für eine zusätzliche Standard-SSD. In m.2-Bauweise kostet so ein Riegel ein Viertel der Apple-Option und wiegt nur wenige Gramm. Das zusätzliche Gewicht trage ich gern mit mir herum, wenn ich dafür auf externe Speicher samt oftmals unvermeidlichem Adaptersalat verzichten kann.
Übertrieben schlanke Gehäuse erschweren es zudem, weitere Schnittstellen wie USB-A, HDMI, Mini-DisplayPort, Ethernet oder einen SD-Kartenleser unterzubringen. Auch die Kühlmöglichkeiten würden sich bei einem dickeren Gehäuse verbessern, und Apple müsste nicht – wie zuletzt beim MacBook Air – einen leistungsschwächeren Prozessor einbauen, der weniger Abwärme produziert. Übertrieben harte und nicht krümelresistente Tastaturen sind weitere Folgen des Schlankheitswahns. Außerdem hielten mit den ultradünnen Gehäusen auch die verklebten Akkus Einzug, die man nicht mehr einfach selbst tauschen kann – dabei handelt es sich doch um Verschleißteile. Und die Apple-Werkstatt wechselt nicht nur einen schwächelnden Stromspender aus, sondern die ganze Gehäuseunterschale samt Tastatur. Ein ökologischer Irrsinn.
Beim iPhone 6 hat der Drang zum Ausdünnen zu massenhaft verbogenen Gehäusen geführt, beim neuen iPad Pro scheint sich nun das „Bendgate“ zu wiederholen. Das muss doch nicht sein. Es würde doch niemandem schaden, wenn dieses wertvolle Gerät einen Millimeter dicker und dafür deutlich stabiler wäre. Außerdem bräuchte dann das Kameraobjektiv nicht hervorzustehen und würde nicht so leicht zerkratzen. (jes)
Contra
Ich reise gern mit leichtem Gepäck. Egal, ob Dienstfahrt oder Wochenendtrip, alles was ich nicht dringend benötige, bleibt daheim. Da kommt es mir äußerst gelegen, wenn MacBook Pro und iPad so wenig auftragen wie möglich. Jawohl, ich empfinde jeden eingesparten Millimeter in der Gehäusehöhe als Komfortgewinn. Und da wir von mobilen Geräten sprechen, wiegt die Leichtigkeit des Seins die vermeintlichen Nachteile völlig auf. So kann ich auf ein üppiges Sortiment an Schnittstellen gut und gerne verzichten. Unterwegs muss ich weder USB-Sticks einstöpseln, noch hantiere ich mit SD-Karten – mein Fotoapparat kann nämlich W-LAN. Auch die oft beklagte, fehlende Ethernet-Buchse stört mich nicht die Bohne: WiFi gibt es mittlerweile in der kleinsten Hütte.
Zudem gehöre ich nicht zu den Menschen, die ständig an ihrer Hardware herumbasteln. Ich kaufe die Geräte so, dass RAM und SSD zu meinen Anforderungen passen. Größere Datenmengen speichere ich ohnehin zuhause auf externen Medien. Müssen diese Daten einmal mit mir reisen, stecke ich die handliche, externe SSD einfach in die Hosentasche. Das finde ich wesentlich bequemer, als grundsätzlich ein dickeres Notebook herumzuschleppen. Fest eingeklebte Akkus stören mich ebenfalls nicht. Gibt der Stromspender seinen Geist auf, bringe ich den Rechner zu Apple und bezahle für die Reparatur kaum mehr als andere Anwender für die Akkus – ohne Einbau. Und eine neue Oberschale samt Tastatur bekomme ich auch noch dazu.
Schließlich das ewige Wehklagen über angeblich leicht verbiegbare Geräte. Wie grob muss man mit seinem iPad umgehen, um derartige Schäden zu provozieren? Setzen sich diese Leute auch unbekümmert in ihr Porzellangeschirr und jammern anschließend über Scherben? Nein, ich bleibe dabei: Schlank ist schön. (kai)
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