Enthält Produktplatzierungen

Der aktuelle Prozess gegen eine prominente Influencerin erregt die Branche. Werbung macht doch jeder, oder?

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In den Romanen des leider viel zu früh verstorbenen Terry Pratchett gibt es Zombies, die zu Anwälten werden, und vegetarische Vampire, die kein Blut mehr trinken. Ich habe das für die - möglicherweise etwas kindischen - Scherze eines Fantasy-Autoren gehalten, bis ich zum ersten mal vom Verband Sozialer Wettbewerb gelesen habe, der sich der Bekämpfung "unlauterer Wettbewerbshandlungen" verschrieben hat. In der PR-Branche besitzt der Verband eine ähnliche Reputation wie die Deutsche Umwelthilfe bei Dieselfahrern - ist also ungefähr so beliebt wie der Kater nach der betrieblichen Weihnachtsfeier, um es ganz vorsichtig auszudrücken, weil er vorwiegend mit Abmahnungen arbeitet.

Jüngstes Highlight in der Verbandsgeschichte dürfte der Prozess gegen die Influencerin Cathy Hummels sein. Für alle, die so wie ich nicht ganz so drin sind in dieser Welt: Influencer sind meist hippe junge Leute, die Spaß mit irgendwelchen Produkten haben, darüber schreiben, und sich damit fotografieren lassen. Voll authentisch halt, wie im richtigen Leben.

Zurück zu Cathy Hummels. Der Verband wirft ihr "Schleichwerbung" vor. Sie soll auf Instagram für Produkte geworben zu haben, ohne die entsprechenden Beiträge als Werbung zu kennzeichnen. Schleichwerbung auf Instagram - wer hätte das für möglich gehalten? Aber die Branche ist hellauf empört. Ist doch alles ganz normal und in Ordnung. "Schleichwerbung würde unter Umständen auch vorliegen, wenn Influencer sich auf eine bestimmte Marke oder ein Produkt konzentrieren und dieses in werblicher Art und Weise immer wieder loben würden", schreibt Stefan Winterbauer auf dem Medien-Portal Meedia. "So lange sie aber verschiedene Marken und Produkte vorstellen und empfehlen, ist unklar, warum bei Influencern Schleichwerbung sein soll, was bei Medien redaktionelle Unabhängigkeit heißt."

An dieser Stelle musst ich dann doch herzhaft lachen. Redaktionelle Unabhängigkeit ist also, jede Menge Produkte in seiner Berichterstattung zu erwähnen - auch wenn sie da eigentlich nichts zu suchen haben - so lange man keines der Produkte offensichtlich bevorzugt. Ich kann mir nicht helfen, aber mich hat das an die untoten Rechtsberater und die enthaltsamen Blutsauger aus Pratchetts Romanen erinnert. Vielleicht sollte irgendjemand aus dem Prozess eine Youtube-Serie machen. Ich bin sicher, das klickt gut - und man kann damit prima Werbung verkaufen.

(wst)