Windows 10 on ARM auf dem Raspberry Pi 3B+

Einem Entwickler ist es gelungen, Windows 10 on ARM auf dem Raspberry 3B+ zu installieren. Ein erster Versuch zeigt: Für den Alltag taugt die Kombination nicht.

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Windows 10 on ARM auf dem Raspberry Pi 3B+
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Mahn

Auf dem Raspberry Pi ist vor allem Linux zu Hause. Zwar hat Microsoft mit "Windows IoT Core" ein Windows-System herausgebracht, das auch auf dem Raspberry läuft. Das hat aber keine Desktop-Oberfläche und ist für Steuer- und Messanwendungen gedacht.

Jetzt hat der spanische Entwickler José Manuel Nieto einen Installer entwickelt, um ein vollständiges Windows 10 auf dem ARM-Prozessor des Raspberry Pi zu installieren. Grundlage ist "Windows 10 on ARM", das Microsoft 2018 für ARM-basierte Notebooks veröffentlicht hat. Die ersten Geräte mit Qualcomms Snapdragon 835 konnten bei der Geschwindigkeit nicht überzeugen. Auch die neuen Geräte mit dem Snapdragon 850 waren im Test nicht deutlich schneller.

Zur Installation stellt Nieto bei GitHub ein Installationswerkzeug zum Download bereit. Damit das funktioniert, braucht man neben einer schnellen SD-Karte ein passendes ISO von Windows 10 on ARM. Um die Einzelteile dafür direkt von Microsofts Servern herunterzuladen, hat Nieto einen Online-Assistenten bereitgestellt, der ein Download-Skript zusammenbaut.

Windows 10 on ARM auf dem Raspberry Pi 3B+ (8 Bilder)

Mit einem EFI-Bootvorgang beginnt die Windows-on-Raspi-Experience.

In der c't-Redaktion dauerten Download und Zusammenbau der ISO-Datei in etwa zwei Stunden. Anschließend extrahiert man eine wim-Datei aus dem Abbild und übergibt sie dem Installationsprogramm. Dieses fügt eine EFI-Shell hinzu und kopiert beides auf die SD-Karte.

Der Test auf einem Raspberry Pi 3B+ (ab 38,29 €) war ernüchternd: Vor dem Boot von Windows muss man die EFI-Shell mit exit verlassen und die Bootreihenfolge ändern. 45 Minuten brauchte der Windows-Out-Of-The-Box-Dialog, um Geräte einzurichten und die Frage nach der Region anzuzeigen. Bei der Wahl des Tastaturlayouts gab es den ersten Fehler. Nach insgesamt 90 Minuten, mehreren Bluescreens und Neustarts brachen wir den Test vorerst ab. Bei der Anzeige der EULA blieb die Oberfläche nämlich endgültig hängen. Die wenigen Maus- und Tastatureingaben zeigten aber bereits, dass der Raspberry an seiner Leistungsgrenze angekommen war.

Der Versuch, Windows auf dem Raspberry zum Laufen zu bringen, bleibt eine reine Machbarkeitsstudie. Selbst wenn sich die Probleme im OOBE-Dialog lösen lassen, ist ein produktiver Einsatz voraussichtlich nicht möglich. (jam)