Facebook droht Milliarden-Strafe wegen unerlaubter Datenweitergabe

Die Datenweitergabe an Cambridge Analytica und andere Datenschutzverstöße werden für Facebook teuer. Das Unternehmen verhandelt mit der FTC über die Strafhöhe.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 35 Kommentare lesen
Facebook
Lesezeit: 3 Min.

Facebook muss möglicherweise für die Weitergabe von Daten an die britische Beratungsfirma Cambridge Analytica eine Strafe in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar zahlen. Wie die Washington Post unter Berufung auf zwei mit der Sache vertrauten Personen berichtet, habe Facebook gegenüber der US-Handelsaufsichtsbehörde Federal Trade Commission (FTC) den Sachverhalt eingeräumt. Man habe sich jedoch noch nicht auf eine genaue Höhe der Zahlung geeinigt. Sollte keine Einigung zustande kommen, drohe Facebook ein Gerichtsverfahren.

Facebook selbst bestätigte zwar die Verhandlungen mit der FTC, wollte sich zu Details allerdings nicht äußern. Einer der beiden anonymen Informanten der Washington Post ließ jedoch durchblicken, dass Facebook sich angesichts der Strafhöhe äußerst besorgt zeige. Denn Facebook steckt in der Sache in einer Zwickmühle: Akzeptiert das Unternehmen die Forderungen der FTC nicht, droht ein image-schädigendes Gerichtsverfahren, das dem Unternehmen womöglich noch teurer zu stehen kommen könnte.

Cambridge Analytica und die Facebook-Profile

Die Ermittlungen der FTC begannen im März 2018, nachdem der Datenskandal um Cambridge Analytica aufgeflogen war. Facebook hatte bereits Ende 2015 erfahren, dass der Cambridge Professor Aleksandr Kogan Nutzerdaten aus einer Umfrage an die Datenanalysefirma Cambridge Analytica weitergeben hatte. Facebook hatte sich mit der Zusicherung zufriedengegeben, dass die Daten gelöscht wurden. Die Nutzer setzte das soziale Netzwerk darüber aber nicht in Kenntnis.

In den Ermittlungen der vergangenen Monate wollte die FTC herausfinden, was Facebook zu welchem Zeitpunkt genau wusste und warum weder Anwender noch Investoren des Unternehmens über den Datenmissbrauch informiert wurden. Zusammen mit den bisher bekannt gewordenen Datenschutzverstößen von Facebook ermittelte die FTC, ob Facebook gegen eine bereits 2011 im Rahmen eines Verfahrens geschlossene Vereinbarung verstoßen habe. Facebook hatte sich damals verpflichtet, strengere Datenschutzregeln einzuhalten, nachdem das Unternehmen mehrfach gegen Datenschutzversprechungen verstoßen hatte. Außerdem musste Facebook eine Strafe in Höhe von 22,5 Millionen Dollar zahlen. Anwender des sozialen Netzwerks müssen sich seitdem explizit einverstanden erklären, wenn ihre Daten über die Vorgaben der Datenschutzeinstellungen hinaus von Facebook an Dritte weitergegeben werden sollen.

Die FTC ist nach Abschluss dieser Untersuchungen zu dem Schluss gekommen, dass Facebook gegen die damals getroffenen Vereinbarungen verstoßen hat und entsprechende Forderungen an Facebook herangetragen. Nach Angaben der Washington Post sollen Verbaucheranwälte die FTC zur Verhängung einer Strafzahlung in Höhe von zwei Milliarden Dollar gedrängt haben. Zusätzlich solle Facebook verpflichtet werden, wie und in welchem Umfang das Unternehmen künftig Nutzerdaten sammeln und weitergeben darf. (olb)