Westbalkan-Staaten einigen sich auf Gratis-Roaming

Die Roaming-Aufschläge der sechs West-Balkan-Staaten sollen schrittweise auf null gesenkt werden. Das ist Voraussetzung für den Eintritt ins EU-Roaming.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 19 Kommentare lesen
Frau führt Handy ans Ohr

(Bild: dpa, Friso Gentsch)

Lesezeit: 2 Min.

Roaming-Aufschläge zwischen den sechs Westbalkanstaaten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien werden bis 2021 abgeschafft. Darauf haben sich die Regierungen der Staaten verständigt. Der entsprechende Vertrag namens Regionales Roamingabkommen 2 (RRA2) soll Anfang April in Belgrad offiziell unterzeichnet werden. Das RRA2 ist Bedingung der EU-Kommission für eine zukünftige Teilnahme der Westbalkanstaaten am Roamingregime der EU.

Bereits ab Juli sollen Mobilfunkkunden der sechs Staaten von niedrigeren Roamingtarifen in den jeweils fünf anderen Westbalkanstaaten profitieren. 19 Eurocent pro Minute, sechs Cent pro SMS und 20 Cent pro MByte sind dann laut serbischen Angaben die höchstzulässigen Roamingtarife. Diese werden in der Folge weiter gesenkt, bis 2021 nach EU-Vorbild Roaming ohne Aufschlag kommt. Die Kunden sollen dann in der Regel höchstens so viel zahlen müssen wie im eigenen Land.

Dann sollen die sechs Staaten auch dem EU-Roamingsystem beitreten können, womit ihre Bürger in den entsprechenden EU-Gebieten wie zu Hause telefonieren könnten. Umgekehrt würden Kunden aus den EU-Gebieten bei Reisen auf die Balkanhalbinsel viel Geld sparen. Nordmazedonien möchte das für seine Kunden schon teilweise vorziehen: Vorige Woche wurde ein Roamingabkommen mit Griechenland geschlossen, Verhandlungen mit Bulgarien laufen.

Die Freude der Mobilfunk-Netzbetreiber des Westbalkans ist enden wollend, wie der serbische Vizeministerpräsident Rasim Ljajić eingesteht: "In Serbien entfallen 70 Prozent des Roamingverkehrs auf den Westbalkan. In Bosnien und Herzegowina kommen bis zu 40 Prozent der gesamten Telecom-Umsätze aus Telefon- und Daten-Roaming. Daher ist es kein Wunder, dass die Betreiber nicht begeistert sind, aber die Bürger werden jedenfalls profitieren."

Die Westbalkanstaaten wollen auch in anderen digitalen Bereichen näher zusammenrücken. Zu den Themen zählen unter anderem die gegenseitige Anerkennung digitaler Signaturen sowie Zusammenarbeit bei IT-Sicherheit und einschlägigen Ausbildungen. (ds)