Weg ist weg

Kaum steigen einmal die vier güldenen Säulen des Internets aus, schon herrscht Endzeitstimmung. Dabei wäre endlich mal wieder Zeit für etwas Sinnloses

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Da sind sie wieder, die vier güldenen Säulen des Internets, die da heißen:

- Facebook

- Instagram

- YouTube

- Gmail

Gut, da gäbe es noch Zapfsäule 5, Twitter, und über andere ließe sich auch noch reden. Aber geben wir es ruhig mal zu. Wenn die vier obengenannten Seligmacher nicht mehr zur Verfügung ständen, würde es eng werden in unseren spärlich erleuchteten Höhlen. Würde? Mitnichten.

Vergangene Woche trat das ein, was manche als so plausibel wie eine Kernschmelze in der Innenstadt von Wuppertal deklarieren würden: Alle vier waren nicht erreichbar. Über Stunden. Einzelne hyperventilieren deshalb immer noch.

Da war dieser merkwürdige Unterbruch von Facebook Apps und anderen Bereichen der Social-Media-Plattform. So ganz genau hat Facebook nicht zugegeben, was passiert ist, aber es sei kein DOS Angriff gewesen. Nix Denial hier. Vielleicht hat nur wieder einer der Spurköppe in der Nachtschicht beim Kollegenchor von "Traust Dich ehhhh nicht" einen Stecker rausgezogen, damit die Hälfte der Server runtergefahren, dollen Applaus von seinen Kumpels aus der Abteilung bekommen und sucht seitdem einen neuen Job. Oder aber der allzeit böse Cyberrusse war wieder unterwegs und hat sein ekliges Tag- und Nachtwerk walten lassen. Wir werden es nicht erfahren.

Was wir aber erfahren haben, das ist, dass manche Zeitgenossen mit einem so merkwürdigen Zucken im rechten Augenlid dasaßen und jetzt auch nicht wussten, ob sie lieber zum dritten Mal mit dem armen Haushund Gassi gehen oder zur Not eine weitere Partie Mensch-ärgere-Dich-nicht spielen sollten.

Und wenn jetzt jemand bei Google deshalb giggeln wollte, dann wurde er oder sie Mittwoch Morgen gegen 4:00 Uhr eines Besseren belehrt. Denn da gingen dann zuerst Gmail, dann Google Drive und dann auch noch YouTube in die Knie. Na super. Und Einzelne wollten darüber in Facebook jammern, aber das ging ja auch nicht mehr richtig.

Muss eine richtig beschissene Nacht für einzelne gewesen sein.

Nebenbei, wenn jemand nach der Ursache fragen will, soll gesagt sein, dass das genau um das 30. Jubiläum des Word Wide Web herum passierte. WIr erinnern uns: Internet, das ist doch das Zeuchs, das 1968 deshalb aufgeschaltet wurde, weil es quasi "unkaputtbar" sein sollte. Erwischt es einen Server, easy, dann findet das Datenpaket schon alleine seinen Weg. TCP/IP sei Dank. Und was müssen wir mitkriegen: Das klappt dann nicht mehr, wenn eine – sagen wir – bestimmte Dorfpost für kurze Zeit geschlossen ist. Was für eine bittere Ironie.

Irgendetwas, das wir daraus lernen können? Genau, dass nichts immer da sein kann, auch wenn es sich zu 99.99% bester Gesundheit erfreut. Und dass nichts unersetzbar ist. Ich setze mich in solchen Fällen immer hin und telefoniere. Das funktionierte noch. Und man hatte was zu reden: "Weißt Du schon, das Neueste ... das Internet."