Israel: Hackerangriff auf aussichtsreichen Premierminister-Kandidaten sorgt für Unruhe

In drei Wochen wird in Israel gewählt, diskutiert wurde bislang vor allem Premier Netanjahu. Ein Hackerangriff zwingt nun seinen Konkurrenten in die Defensive.

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Israel: Hackerangriff auf aussichtsreichen Kandidaten sorgt für Unruhe

Benny Gantz mit Frau und Smartphone

(Bild: @gantzbe)

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Hackerangriffe und Manipulationsversuche per Netz und sozialen Medien schüren mittlerweile weltweit Ängste um die Sicherheit von demokratischen Wahlen. Auch in Israel sorgen nun Berichte über einen Hackerangriff auf einen aussichtsreichen Kandidaten bei den anstehenden Parlamentswahlen für Unruhe.

Vergangene Woche hatte ein Fernsehsender enthüllt, dass das Smartphone des größten Rivalen des amtierenden Premierministers Benjamin Netanjahu angeblich vom iranischen Geheimdienst gehackt worden ist. Der ehemalige Generalstabschef Benjamin Gantz sei vom israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet vor fünf Wochen über den erfolgreichen Angriff informiert worden, fasst die Haaretz zusammen. Gantz hat demnach versichert, dass auf dem Gerät kein kompromittierendes Material gefunden worden sei.

Israel steckt mitten im Wahlkampf für die am 9. April stattfindende Parlamentswahl. Eigentlich war erwartet worden, dass vor allem die Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht gegen Netanjahu im Zentrum stehen würden. Dann kam jedoch die Nachricht über den Hackerangriff; Gantz muss nun erklären, ob er dadurch erpressbar geworden sein könnte. In einer Pressekonferenz – die aus Sorge um unzulässigen Wahlkampf nur mit Verzögerung im Fernsehen ausgestrahlt wurde – versicherte er deswegen, dass es keine Aufnahmen gebe, die ihn beim Sex zeigen. Seine Partei versicherte in einem Statement, dass es auf dem Smartphone keine Sicherheitsinformationen gebe und dass er nie erpresst worden sei.

Gantz' Partei erklärte außerdem, dass der Hackerangriff vier Jahre nach dem Ende seiner Zeit als Generalstabschef erfolgte. Das werfe auch Fragen auf, warum die Berichte gerade jetzt erschienen, zitiert die Haaretz. Darin hatte es geheißen, dass der Shin Bet Gantz mitgeteilt habe, dass "die Iraner" die Inhalte seines Smartphones in ihren Besitz gebracht hätten. Sie könnten also die verschiedensten Informationen haben, privat und beruflich. Aus der Sicht des Geheimdiensts sei das ein mögliches Sicherheitsrisiko, da der Iran Dinge gezielt öffentlich machen könnte. Gantz solle selbst urteilen, wie er weiter verfahren wolle, hätten die Agenten ihm erklärt.

Wie die Zeitung weiterhin berichtet, hatte es schon im Vorfeld der Parlamentswahl Warnungen vor einem ausländischen Versuch zur Einflussnahme gegeben. Im Januar hatte der Chef des Shin Bet erklärt, dass ein anderer Staat gedenke, mit "Hackern und Cybertechnologie" Einfluss nehmen wolle. Der Geheimdienst sei aber in der Lage, solche Versuche abzuwehren und freie demokratische Wahlen zu gewährleisten. Am Sonntag gab es nun einen Bericht, denen zufolge der Iran von Hackern Daten gekauft haben soll, die auf dem Computer und Smartphone des ehemaligen Premierministers Ehud Barak abgegriffen wurden. (mho)