Verbände: Fusion von Vodafone und Unitymedia schadet Wettbewerb

Für 18 Milliarden will Vodafone europäische Kabelnetze kaufen. In Deutschland entsteht ein neuer Riese: Gegner für die Telekom oder Gefahr für den Wettbewerb?

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Verbände: Fusion von Vodafone und Unitymedia schadet Wettbewerb

Sollte Vodafone Unitymedia schlucken, hat das Auswirkungen auf den Wettbewerb, warnen Netzbetreiber und Medienunternehmen.

(Bild: dpa/Montage: heise online)

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In der Netzbranche wächst der Widerstand gegen die angekündigte Fusion von Vodafone und Unitymedia. Netzbetreiber und Medienunternehmen warnen in einer gemeinsamen Erklärung vom Montag vor einer Remonopolisierung der Kabelnetze und negativen Auswirkungen auf den Ausbau von Glasfaseranschlüssen. Sie halten das Fusionsvorhaben, über das noch die EU-Kommission zu entscheiden hat, deshalb für "nicht genehmigungsfähig".

Vodafone und Unitymedia hatten ihre Fusionspläne im Mai 2018 angekündigt. Vodafone will Unitymedia sowie weitere Kabelnetze in der Tschechischen Republik, Ungarn und Rumänien vom US-Riesen Liberty Global übernehmen. Das Gesamtvolumen der Übernahme wird mit über 18 Milliarden Euro angegeben. Derzeit liegt das Vorhaben zur wettbewerbsrechtlichen Prüfung bei der EU-Kommission.

"Zwanzig Jahre nach der Liberalisierung des Marktes liegt damit ein Fusionsvorhaben bei der EU-Kommission zur Prüfung, das einen Mega-Player mit über 14 Millionen angeschlossenen Haushalten und 80 Prozent Marktanteil im Kabelmarkt erschaffen würde", heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), Bundesverband Glasfaser (Buglas), Verband Privater Medien (Vaunet) und der Deutschen Netzmarketing, einer Organisation kleiner Kabelnetzbetreiber.

Mit der Übernahme würde ein neuer Kabelgigant entstehen, der rund 25 Millionen Haushalte in Deutschland mit Fernsehen, Internet und Mobilfunk versorgen kann – ein Player auf Augenhöhe mit der Telekom, die gegen das Vorhaben bereits Sturm läuft. Die Vertreter der kleineren Player im Markt fürchten nun, durch die Fusion aus dem Markt gedrängt zu werden. Sie sehen den Wettbewerb um den Zugang zu Hausverteilernetzen von Wohnungsbaugesellschaften oder Privatvermietern in Gefahr. "Die Praxis zeigt, dass Monopole mittelfristig immer zu Preiserhöhungen führen", mahnen die Organisationen und warnen vor "erheblichen Gefahren" auch für die Medienvielfalt.

Die geplante Fusion hat nach Ansicht der Verbände auch Auswirkungen auf den Ausbau von Glasfaserinfrastruktur bis in die Haushalte. Die Kabelanbieter machen ihre inzwischen durchdigitalisierten Netze mit Docsis 3.1 gigabitfähig – bei Unitymedia können bereits 1,5 Millionen Haushalte Gigabit-Internet beziehen, bei Vodafone rund 8 Millionen. Da erlischt der Wunsch, in FTTH-Ausbau zu investieren, meinen die Verbände: Ein "neues Duopol" aus Telekom und dem Kabelriesen "ließe den Infrastrukturwettbewerb in Deutschland mittelfristig stagnieren".

Vodafone und Unitymedia sehen in der Fusion hingegen keine grundsätzliche Gefahr für den Wettbewerb, weil sich die Verbreitungsgebiete ergänzen und sich am Angebot für die Kunden in diesen Gebieten durch die Übernahme nichts ändere. Das gelte auch für den Fernsehmarkt. Und auf dem Breitbandmarkt könne ein mächtiger Anbieter, der es mit der marktbeherrschenden Telekom aufnehmen kann, dem Wettbewerb nur guttun.

Die Wettbewerbshüter in Brüssel werden die Argumente beider Seiten abzuwägen haben. Die EU-Kommission hatte Ende 2018 Bedenken geäußert und eine genaue Prüfung angekündigt. Die Aussicht auf einen starken Wettbewerber für die Telekom könnte die EU-Kommission trotz aller Bedenken veranlassen, die Fusion durchzuwinken – doch nicht ohne Auflagen. Denkbar wäre zum Beispiel, dass die Wettbewerbshüter den neuen Kabelriesen dazu verpflichten, sein Netz wie die Telekom auch für Dritte zu öffnen. Diese Variante hatte auch schon der Chef der in Deutschland zuständigen Bundesnetzagentur ins Spiel gebracht. Bisher hat Brüssel aber noch nichts verlauten lassen. (vbr)