"SMS-Viren" nerven Handy-Nutzer

Heute machten Berichte über das angebliche "erste Handy-Virus" die Runde, aber es handelt sich nur um SMS-Unfug.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dusan Zivadinovic

Die Tagespresse und auch mancher Fernseh- oder Radiosender berichteten im Laufe des Tages fälschlicherweise vom "ersten Handy-Virus". Dabei handelt es sich teilweise um harmlose alte "Hacker-Spielchen", mit denen man beim Empfänger-Handy bestimmte Symbole im Display dauerhaft einschalten kann. Jedoch lässt sich auch ein bestimmtes Handy-Modell gezielt zum Absturz bringen.

Beide Störungsarten sind zwar lästig, doch hat solcher SMS-Unfug kein Zerstörungspotenzial; auch handelt es sich nicht um den "ersten Handy-Virus", da sich die nervigen Nachrichten nicht selbst fortpflanzen. In der Regel braucht man zum Erzeugen solcher Störungen zusätzlich zu einem Handy ein Notebook mit spezieller Software. Glücklicherweise ist der Versand der vermeintlichen Viren kostenpflichtig, was deren Verbreitung einschränken dürfte. Über sogenannte Free-SMS-Dienste lassen sich diese SMS-Schädlinge nicht versenden.

Im ersten Fall führt eine Stör-SMS dazu, dass das Handy irrtümlich meldet, es seien neue Nachrichten auf der Voice-Mailbox aufgelaufen. Zusätzlich werden jedoch sogenannte Message Waiting Indikatoren eingeschaltet, die auch nach Überprüfung der Voice-Mailbox im Display eingeblendet bleiben – beispielsweise ein Tonband- oder ein E-Mail-Symbol. Der Netzbetreiber D2 Vodafone verwendet solche Nachrichten um zum Beispiel bei seinem Dienst D2-E-Mail auf neue Nachrichten hinzuweisen; nach Abfrage der Mailbox schickt das Netz eine weitere SMS, die die E-Mail-Anzeige im Display löscht. Doch bei den Störnachrichten werden sinnlos alle Nachrichten-Symbole dauerhaft eingeblendet und bleiben an, selbst wenn man das Handy aus- und wieder einschaltet. Manche Anwender fühlen sich davon genervt. Abhilfe verschafft man sich mittels einer anderen SIM-Karte, die man zum Beispiel von einem Kollegen oder Freund leihen kann. Schaltet man das eigene Handy mit der fremden SIM-Karte ein, wird die Anzeige in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

Im zweiten Fall machen sich die Angreifer einen Firmware-Fehler des Nokia-Modells 7110 zunutze. SMS-Nachrichten bestimmten Inhalts führen dazu, dass das Gerät "einfriert". Die SMS erzeugt einen sogenannten Buffer Overflow, der das Gerät zum Absturz bringt. Abhilfe verschafft in diesem Fall ein einfacher Druck auf den Auslöseknopf des Akkus – schaltet man das Handy danach ein, reagiert es wieder normal. Falls es erneut einfrieren sollte, hat der böswillige Absender vermutlich eine Serie von SMS-Schädlingen abgesetzt. In solchen Fällen kann man die eigene SIM-Karte in ein anderes Handy stecken, dass diesen Einfrier-Fehler nicht hat, und einfach den Empfang aller Störnachrichten abwarten. Hat man dann die Nachrichten gelöscht, kann man die SIM-Karte wieder ins eigene Handy einsetzen.

Inzwischen haben manche Unternehmen die Probleme aufgegriffen und spezielle Filter-Software entwickelt, die solche Störnachrichten noch direkt in der SMS-Zentrale erkennen und beseitigen soll. Experten geben solchen Lösungen jedoch kaum Chancen, da sie die durch den SMS-Verkehr ohnehin hoch belasteten SMS-Zentralen zu sehr bremsen würden. Auch würden solche Programme die gelegentlich schon zu langsame SMS-Kommunikation zusätzlich verzögern. Zudem könnten Angreifer solche Filter meiden, indem sie den Verkehr über ausländische Zentralen leiten, heißt es. (dz)