Antergos-Entwickler stellen Linux-Projekt ein

Die Entwickler des einsteigerfreundlichen Arch-Linux-Derivats Antergos beenden ihr Projekt. Ihnen fehlt die Zeit, um Antergos angemessen in Schuss zu halten.

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Antergos-Entwickler stellen Linux-Projekt ein
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Keywan Tonekaboni

Arch Linux ist eine beliebte Linux-Distribution, denn sie ist minimalistisch, aktuell und anpassbar sowie gut dokumentiert. Doch gerade der minimalistische Ansatz ist für Einsteiger bei der Installation eine hohe Hürde. In diese Lücke stießen Alexandre Filgueira und sein Team vor gut sieben Jahren, als sie Arch Linux um einen Installer und einen vorkonfigurierten Desktop ergänzten. Jetzt ist bei dem Antergos-Trio die Luft raus.

Alexandre Filgueira, Dustin Falgout und Gustau Castells verkündeten am vergangenen Dienstag, dass sie Antergos einstellen werden. In ihrem Blog-Beitrag zum Ende des Projektes schreiben sie, dass Ihnen die Zeit fehle, um Antergos angemessen zu verwalten. Aus diesem Grund hätten sie die Entscheidung getroffen, das Projekt zu beenden. Sie sehen eine Fortführung von Antergos als Bärendienst gegenüber der Community. Im aktuellen arbeitsfähigen Zustand biete das Projekt interessierten Entwicklern aber die Möglichkeit, funktionierende Bestandteile zu übernehmen und ein eigenes Projekt zu starten.

Antergos machte mit dem vorkonfiguriertem Gnome-Desktop und dem Installer Cnchi auch Einsteigern Arch Linux zugänglich.

Da Antergos direkt die Paketquellen von Arch Linux einbindet, können bisherige Antergos-Anwender ihr bereits installiertes System weiternutzen. Als Nächstes soll ein Update lediglich die zusätzlichen, Antergos-eigenen Paketquellen entfernen. Updates für Software aus diesen Quellen gibt es dann nur noch, wenn diese im Arch User Repository (AUR) vorhanden sind. Pakete aus den offiziellen Arch-Linux-Paketquellen erhalten weiterhin ihre Updates wie gehabt.

Antergos-Nutzer sollten daher kontrollieren, welche Software nicht mehr über die Paketverwaltung aktualisiert wird. Dazu rufen Sie den Befehl pacman -Qm auf, der alle Pakete anzeigt, die sich in keinem aktivierten Repository befinden. Solange die antergos Paketquellen aktiv sind, können Sie mit dem Befehl pacman -Sl antergos nachsehen, welche Software über die Antergos-Quellen eingespielt wurde. Die Liste der aktiven Paketquellen können sie in /etc/pacman.conf nachsehen oder mit dem Befehl pacman -Sy auflisten lassen. Mit letzterem Befehl wird aber auch gleichzeitig die Paketdatenbank aktualisiert.

Falls es Software gibt, die durch das Antergos-Ende keine Updates mehr erhält, empfiehlt es sich, diese im Zweifel zu entfernen. Bei Software aus den AUR muss man überlegen, inwieweit man den Betreuern des jeweiligen User-Repository vertraut. Jede Person kann nach einer Anmeldung im AUR Pakete veröffentlichen. Eine Qualitätsprüfung findet meist nicht statt, was einem Nutzer Juli 2018 kurrzeitig den Upload von Schadcode ermöglichte.

Die Entwickler haben zudem angekündigt, das Antergos-Forum und das Projekt-Wiki abzuschalten. Zwar wollen sie für eine Übergangsphase diese noch bereitstellen, bis die Nutzer zu anderen Projekten gewechselt sind. Aber spätestens in drei Monaten planen sie, auch Forum und Wiki den Stecker zu ziehen.

Trotz nach eigenen Angaben knapp einer Million Downloads in den vergangenen fünf Jahren endet die beliebte Arch-Linux-Variante recht plötzlich. Filgueira und seine Mitstreiter hatten Antergos ursprünglich als Cinnarch im Frühjahr 2012 gestartet; damals noch mit Cinnamon als Desktop und später erweitert um den grafischen Installer Cnchi. Als sie den Standard-Desktop auf Gnome wechselten, änderten sie den Namen auf das galicische Wort Antergos.

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(ktn)