Kartenspiele

Dauertest Kia e-Soul: Ladekarten

Die Elektropioniere können hier gähnend weiterklicken: Sie kennen das seit Jahren. Der Neuling hingegen erfährt hier eine Kompaktübersicht über wichtige Ladekarten und was ihn erwartet, wenn er mit diesen Karten im Handschuhfach durch die Republik reist.

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Kia, alternative Antriebe 9 Bilder

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Dieser Erfahrungsbericht besteht aus mehreren Teilen. Dieses ist der dritte Teil.

Teil 1: Ein Auto, das in positiver Hinsicht vollkommen normal ist
Teil 2: Batteriehub und Reichweite
Teil 4: Autobahn-Verbräuche im Trockenen
Teil 5: BEV-Kaufberatung
Teil 6: Dauertest-Fazit

“Warum nimmst du nicht einfach die App?“, fragen eigentlich nur Leute, die in der Praxis nie ausprobiert haben, nur mit App deutsche Elektroauto-Ladestationen zu becircen. Die Kommunikation zwischen App und Station versagt häufiger als die Authentifizierung mit RFID-Karte. Dazu kommt, dass eine Karte im Regen besser bedienbar ist, in der Tiefgarage oder generell bei ungenügendem Mobilfunk noch funktioniert und schlussendlich gibt es manche Installationen, die aus Legacy-Gründen gar nicht mit der flammneuen App können, wohl aber mit der RFID-Karte, für die sie damals entwickelt wurden. Deshalb stellen wir hier einen Satz Karten vor, die ins Handschuhfach des neuen E-Autos gehören.

Most Valuable Paycard

Die wichtigste dieser Karten ist die des jeweiligen Stromanbieters in der Haupt-Fahrgegend. Für die Stromanbieter ist es günstiger, Google und Apple Apps verteilen zu lassen, als Karten zu verschicken. Deshalb sind die Kartenbestellknöpfe gelegentlich etwas versteckt. Beim schwäbischen Energieversorger EnBW müssen Sie zum Beispiel in der App die Karte zu Ihrem aktuellen Tarif bestellen. Auf der Website geht es nicht mehr.

Durch den ADAC hat die EnBW-App bundesweit Bedeutung (mehr dazu im nächsten Abschnitt). Mittlerweile haben sich viele Anbieter untereinander auf Roaming geeinigt, sodass einen diese Karte schon allein ein Stück weit bringen sollte. Sie sollten jedoch die Roaming-Gebühren vorher studieren. Beim aufgrund seiner günstigen Preise beliebten Anbieter Maingau können die Roaming-Gebühren im Ausland auf bis zu 70 ct / kWh steigen, bei einem Basispreis von 25 ct / kWh (Normaltarif). Bei Kunden mit Verträgen für Hausstrom oder Gas bei Maingau entfallen diese Beträge.

ADAC e-Charge

Auch der ADAC hat einen Fahrstrom-Tarif mit Ladekarte herausgebracht, in Zusammenarbeit mit der EnBW. ADAC-Mitglieder können den für sie kostenlosen e-Charge-Tarif in der App buchen. Sie erhalten eine Mail, in der steht, dass eine kostenlose Ladekarte verschickt werde. Die lesen sehr viele Kunden nicht richtig (ich auch nicht) und bestellen daher versehentlich in der App eine zweite Ladekarte, die dann 9,90 Euro kostet (ich auch). Sie wurden hiermit vorgewarnt. Grämen Sie sich aber nicht, das passiert so vielen Kunden, dass es reicht, einen Zettel mit „versehentlich bestellt“ zur Karte in einen postwendend adressierten Briefumschlag zu stecken. Die Rechnungsabteilung wickelt den Vorgang dann zurück ab.

Bis die Karte kommt, dauert aktuell aufgrund der Nachfrage ein paar Wochen. Meine hat über einen Monat gebraucht. In der Lieferzeit können Sie bereits die EnBW-App namens „Mobility+“ benutzen, um Strom zum ADAC-Tarif zu kaufen. Der Strom kostet 29 ct / kWh für AC-Ladung und 39 ct / kWh für DC-Schnellladung. Das sind die Konditionen des EnBW-Vielfahrer-Tarifs, nur ohne die dort fällige Grundgebühr von 5 Euro. Zusätzlich erhalten Kunden mit der e-Charge-Karte 5 Prozent Rabatt bei der Miete eines Langstrecken-Verbrennerautos. Die teilnehmenden Vermieter finden Sie auf der ADAC-Website.

Laut ADAC soll die Karte und die App auch roamen zum selben, transparenten Preis, bei einer Abdeckung von 90 Prozent der Anbieter. Hier würde ich gern von Lesern außerhalb Baden-Württembergs hören, wie das funktioniert, denn ich lade ja hauptsächlich im Ländle und den bayrischen Grenzgebieten. Die Preisstruktur gefällt mir sehr gut, weil zwei Preise und die Abrechnung nach kWh einfach vorhersehbare Kosten erzeugen.

Plugsurfing & Newmotion

Eine Zeitlang wurde Plugsurfing als DIE Karte empfohlen, die man haben musste (oder besser: der Schlüsselanhänger). Der Grund war einfach, dass Plugsurfing damals weiter war mit der Abdeckung als Andere. Ein Teil davon stimmt immer noch. Ich hatte es schon mehrfach, dass mein Plugsurfing-Schlüsselanhänger funktioniert hat, wo sonst nichts ging. Der Plugsurfing-Fob kostet 9,95 Euro.

Ebenso sollten BEV-Fahrer, die in die Niederlande wollen, unbedingt die Newmotion-KARTE bestellen (beziehungsweise den Schlüsselanhänger), denn die entsprechende App funktioniert nicht mit jeder Ladestation, zum Beispiel nicht mit den älteren auf den holländischen Inseln, auf die der deutsche Urlauber ja gern fährt. Newmotion im Handschuhfach bereitzuhalten, kostet auch zunächst nichts, da der Anbieter den Keyfob oder die Ladekarte kostenlos verschickt.