Weltgrößte Luftfahrtmesse: Boeing-Krise und Flugzeuge ohne CO2-Ausstoß

Das Flugverbot für Boeings Baureihe 737 Max führt bei den Airlines zu Verunsicherung. Kann Boeings Rivale Airbus von der Krise profitieren?

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Fliegende Boeing 737 Max 9 von unten

(Bild: Boeing)

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  • dpa

Die tödlichen Unglücke von Boeings Mittelstreckenjet 737 Max belasten die weltgrößte Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris. Wenn der traditionsreiche "Salon aéronautique" an diesem Montag (17. Juni) seine Pforten für Fachbesucher öffnet, kann der weltgrößte Flugzeugbauer wohl kein einziges Exemplar seines meistgefragten Passagierjets zeigen, für das seit März ein weltweites Flugverbot gilt. Kann der europäische Hersteller Airbus von der Krise seines US-Rivalen profitieren? Auch darüber wird bei dem Branchentreffen viel gesprochen werden.

Rund um den Globus sind jedes Jahr mehr Flugzeuge unterwegs. Die Luftfahrtbranche hat gut gefüllte Auftragsbücher. Angesichts der weltweiten Klimadebatte steht die Industrie aber vor riesigen Herausforderungen.

Der neue Airbus-Chef Guillaume Faury schürt bereits die Hoffnung auf neue Flugzeuge ohne CO2-Ausstoß: "Sehen wir einen Weg dorthin? Ja, das tun wir", sagte der Franzose unmittelbar vor dem Messestart. Der Topmanager spricht von der "Herausforderung dieses Jahrhunderts", will sich aber auf einen Zeitplan nicht festlegen. "Wir wissen es nicht wirklich", räumt der Nachfolger des Deutschen Tom Enders ein. So müsse die Sicherheit in der Luftfahrt an erster Stelle stehen. Jede Technik müsse reif genug sein, bevor sie auf den Markt komme.

Der Flugzeugbauer mit Hauptsitz in Toulouse kann sich bei der Messe auf einen illustren Passagier freuen: Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron wird pünktlich zum Auftakt des Branchenspektakels an Bord einer militärischen Version des Airbus A330 landen. Die Luft- und Raumfahrtindustrie ist ein Aushängeschild seines Landes, und Macron dürfte sich deshalb besonders viel Zeit an den Messeständen auf dem riesigen Areal nehmen.

Es gibt aber noch einen anderen Anlass für den Auftritt des Staatschefs: In Le Bourget wollen die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und ihre französische Amtskollegin Florence Parly ein Signal für die europäische Zusammenarbeit im Rüstungsbereich geben. Es geht um den neuen gemeinsamen Kampfjet, den Deutschland und Frankreich zusammen mit Spanien binnen 20 Jahren auf den Weg bringen wollen. Für das Luftkampfsystem der Zukunft ("Future Combat Air System", FCAS) sollen bei der Ausstellung die Verträge unterzeichnet werden.

Airbus lockt pünktlich zur Messe mit der Aussicht auf eine Super-Langstreckenversion des Verkaufsschlagers A321neo. Diese würde den Mittelstreckenjet für Flüge aus Europa bis in die Mitte der USA hinein rüsten. Damit könnte Airbus einen Markt abdecken, den der Konkurrent Boeing ebenfalls im Auge hat. Der will dafür ein mittelgroßes Flugzeug entwickeln, das größer ist als der Airbus A321neo, aber kleiner als Großraumjets wie Boeings 787 "Dreamliner". Allerdings haben die Amerikaner trotz jahrelanger Beratungen noch nicht beschlossen, ob sie das Flugzeug tatsächlich entwickeln und bauen werden.

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Airbus A320neo mit Pratt & Whitney-Triebwerken
(Bild: Airbus)

Derzeit ist Boeing stark mit der Aufarbeitung der Krise um seinen modernisierten Mittelstreckenjet 737 Max beschäftigt, für den nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten ein weltweites Flugverbot gilt. Konzernchef Dennis Muilenburg hatte erst Ende Mai Fehler zugegeben. Bei den Unglücksfliegern der Baureihe 737 Max habe der Konzern ein Warnsystem in den Cockpits nicht korrekt implementiert, sagte er dem US-Sender CBS. "Unsere Kommunikation diesbezüglich war nicht, wie sie hätte sein sollen", lautete das Eingeständnis.

Das Flugverbot für die Max-Reihe sorgt bei Fluggesellschaften für Verunsicherung. Noch ist unklar, ob Boeing die Probleme inzwischen wirklich gelöst hat – und wann die Behörden das Flugverbot aufheben, das bereits drei Monate gilt. Auch wenn sich Airlines mit Abbestellungen bisher zurückhalten, kann Boeing kaum mit Neuaufträgen für den Flugzeugtyp rechnen, der in diesem Jahr eigentlich für rund zwei Drittel aller Auslieferungen stehen sollte.

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(bme)