Apple-Boss: Silicon Valley ist eine "Chaosfabrik" ohne Verantwortung

In einer Rede vor Studenten der Stanford University hat Tim Cook seine Branche aufgefordert, "endlich Verantwortung" zu übernehmen.

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Tim Cook an Rednerpult

Tim Cook, hier bei einer früheren Rede am MIT.

(Bild: Jake Belcher/MIT)

Lesezeit: 3 Min.

Apple-CEO Tim Cook ist in einer Commencement Speech vor Absolventen der kalifornischen Stanford-Uni hart mit seiner eigenen Branche ins Gericht gegangen. In der Ansprache fand er deutliche Worte für die "Verantwortungslosigkeit", die das Silicon Valley aktuell zeige. "Es scheint inzwischen so zu sein, als ob die Industrie für eine weniger noble Innovation Bekanntheit erlangt – den Glauben, man könne Verdienste für sich in Anspruch nehmen, ohne dafür Verantwortung zu tragen."

Es fühle sich verrückt an, das so sagen zu müssen, doch "wenn Du eine Chaosfabrik gebaut hast, kannst Du die Verantwortung für das Chaos nicht einfach abstreiten", so Cook. Man sehe das jeden Tag "mit jedem Dateneinbruch, jeder Privatsphärenverletzung, jedem zugedrückten Auge bei Hassrede, Fake News, die unsere nationale Debatte vergiften oder die falschen Wunder, die einem gegen Abgabe eines einzelnen Blutstropfens versprochen werden." Mit letzterem Beispiel meinte Cook wohl den Skandal um das Bluttest-Start-up Theranos. Der Apple-Chef setzt sich aktuell dafür ein, dass es in den USA mehr Regulierung für die Techfirmen gibt – er gilt als Fan der DSGVO in Europa.

Im Bereich der Überwachung glaubt Cook, dass das Silicon Valley diese habe unterbinden können, bevor sie begann. Derzeit behandelten die Menschen dort das massenhafte Sammeln von Daten als normal und das dürfe nicht sein. "Wenn wir es als normal und unvermeidlich akzeptieren, dass alles in unserem Leben gesammelt, verkauft und sogar per Hack geleakt werden kann, verlieren wir viel mehr als nur Daten. Wir verlieren die Freiheit, Mensch zu sein."

Cook erwähnte in der Rede auch seine Beziehung zu Apple-Mitbegründer Steve Jobs, der 2011 verstorben war. Er habe nicht geglaubt, dass sein Vorgänger als CEO einmal weg sein könnte, selbst als er ihm gesagt habe, dass er nicht immer da sein wird. "Ich war immer noch davon überzeugt, dass er als Aufsichtsratsvorsitzender bleiben würde. Dass er sich nur nicht mehr um das Tagesgeschäft kümmert, aber immer da ist, um uns Rat zu geben."

Als Jobs dann wirklich gestorben sei, habe er den tiefen Unterschied zwischen "Vorbereitung und Bereitschaft" gelernt. "Es war die absolut einsamste Phase meines Lebens." Jobs hatte ebenfalls eine Commence Speech in Stanford gehalten, die als eine seiner berühmtesten Reden gilt. Darin sprach er unter anderem über die Erfahrungen mit seiner Krankheit.

(bsc)