Genius.com: Google soll Songtexte stibitzt haben

Genius wirft Google vor, Liedtexte ohne Genehmigung für seine Infoboxen verwendet zu haben. Unterschiedliche Apostrophe dienen als unsichtbare Wasserzeichen.

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Google

(Bild: dpa, Christoph Dernbach/Symbolbild)

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Google zeigt in seinen Suchergebnissen allerhand Zusatzdaten an, darunter auch Songtexte. Diese Inhalte stammen "aus verschiedenen Quellen im Web", darunter auch Datenpartner, mit denen Google eine Zusammenarbeit vereinbart hat. Die Datenbank Genius.com wirft Google nun aber vor, deren Lyrics ohne Genehmigung in den Suchergebnissen angezeigt zu haben. Das fiel auf, weil Genius.com seine Songtexte auf besondere Weise markiert, nämlich mit unterschiedlichen Apostroph-Zeichen: In den Texten wechseln sich gerade Ersatzzeichen (') und typografisch korrekte Apostrophe (’) in bestimmter Weise ab.

Schon 2016 war das Genius-Team misstrauisch geworden, weil ein Entwickler einen Text des Rappers "Desiigner" bei Google entdeckt hatte – in der einzig fehlerfreien Fassung, die es nur bei Genius gab. Daraufhin markierte die Datenbank ihre Liedtexte mit dem cleveren Apostroph-Trick. Laut dem Wall Street Journal (WSJ) verzeichnet Genius seit Jahren einen Traffic-Rückgang, weil Google die Lyrics direkt in den Suchergebnissen in der "Infobox" (Knowledge Panels) anzeigt. Die Nutzer müssen die eigentliche Webseite also gar nicht mehr aufrufen, sondern können direkt in der Suchmaschine mitsingen. Google streitet die Vorwürfe ab.

Genius hatte Google dann 2017 in einem Schreiben gewarnt, dass ein Kopieren der Songtexte gegen die Nutzungsbedingungen der Datenbank sowie gegen das Kartellrecht verstoße. "In den vergangenen zwei Jahren haben wir Google immer wieder unwiderlegbare Beweise vorgelegt, die zeigen, dass die Texte von Genius kopiert wurden", erklärt Ben Gross, Chief Strategy Officer, dem WSJ. Genius habe insgesamt mehr als 100 Beispiele für Songs entdeckt, die Google offenbar von Genius kopiert habe – die Abfolge der unterschiedlichen Apostrophe sei eindeutig.

Genius.com hat um das Jahr 2016 damit begonnen, die Zeichen in den Songtexten abzuwechseln, um sie damit unauffällig zu markieren. Die Abfolge der Apostroph-Zeichen ergibt in Morsecode übertragen übrigens "Red Handed", was sich mit "auf frischer Tat ertappt" übersetzen lässt.

Google erklärte, dass die Songtexte in den Infoboxen in der Suche von Drittanbietern lizenziert seien und nicht von Google selbst erstellt würden. Die Datenqualität sei wichtig und man nehme das Urheberrecht sehr ernst. Google will die Sache nun genauer untersuchen und gegebenenfalls die Partnerschaft mit dem Datenlieferanten beenden. Seit 2016 arbeitet Google mit LyricFind zusammen, um Songtexte anzuzeigen. Das kanadische Unternehmen erklärte, dass sie keine Lyrics von Genius.com verwenden würden. (dbe)