WeChat: Digitalisierte Traditionen und die gesellschaftliche Freigiebigkeit

Im Reich der Mitte gibt es die Tradition der Red Packets. WeChat hat die Geldgeschenke digitalisiert. Forscher untersuchen, wann Nutzer sehr freigiebig sind.

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WeChat

WeChat ist mit 806 Millionen monatlichen Nutzern die viertgrößte Messenger-App weltweit und das beliebteste Chat-Programm in China.

(Bild: dpa, Jens Kalaene)

Lesezeit: 2 Min.

Die "Red Packet"-App gehört zu den beliebtesten Anwendungen auf der chinesischen Kommunikationsplattform WeChat. Sie erlaubt es, Gruppen von Nutzern Geldgeschenke zu machen. Was soziologisch dahinter steckt, haben nun MIT-Forscher untersucht, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe ("WeChat: Ein Experiment menschlicher Freigiebigkeit").

Das Geld wird in den Hongbao genannten virtuellen Paketen nicht gleich zwischen den Empfängern verteilt. Stattdessen erfolgt die Ausgabe per Zufall. Sobald die Verteilung durchgeführt ist, offenbart WeChat, wer wie viel Geld erhalten hat und die Person mit dem größten Anteil wird zum "glücklichen Gewinner dieser Ziehung" erklärt. Empfänger, die bei "Red Packet" die Gewinner sind, schicken oft einen Teil der Summe an andere Freunde – des guten Karmas wegen. Doch über dieses Verhalten ist wenig bekannt. So ist unklar, warum es wirklich erfolgt und wie andere Leute darauf reagieren. Eine mögliche Frage: Geben Leute, die mehr erhalten, auch mehr an andere?

Yuan Yuan und Kollegen vom Massachusetts Institute of Technology wollen all dies nun im Rahmen einer Studie ermitteln. Sie haben dazu das Verhalten von 3,4 Millionen Nutzern untersucht, die den WeChat-Dienst verwenden. Dabei geht es um fundamentale Fragestellungen der Freigiebigkeit einer Gesellschaft. "Unser natürliches Experiment wird durch die Zufälligkeit des Mechanismus ermöglicht, den WeChat verwendet", so die Forscher.

Die zentrale Frage dabei ist: Ist das Verhalten quasi viral, steckt die Freigiebigkeit an? Dem scheint so zu sein. "Unser Ergebnis zeigt, dass die Empfänger von Geldern ungefähr 10,34 Prozent der Summe weitergeben", erläutern Yuan Yuan und Co. Zudem sind die besonders glücklichen Gewinner auch besonders freigiebig.

Mehr dazu bei Technology Review Online:

(bsc)